Hallo Leute,
die Mitarbeiter im Torfwerk Sauensiek, südlich von Hamburg und früher als Torfwerk Ahrens bekannt, hatten sicherlich lange an einen Aprilscherz gedacht als sich für den 1. April diesen Jahres eine kleine Gruppe Feldbahner ankündigte um mit ihren historischen Feldbahnloks nicht nur die mehrere Kilometer lange Strecke zu befahren, sondern auch wirkliche Torfzüge der täglichen Produktion zu befördern, denn so etwas hatte es dort noch nie gegeben. Doch im Endeffekt staunten sie nicht schlecht was an diesem Tag dort auf die Beine gestellt wurde und zu was die alte Technik doch noch zu leisten im Stande ist. Also in Anlehnung an die bekannte Wortschöpfung Plandampf eben Plandiesel.
Näheres zur Torfbahn gibt es erstmal hier zu lesen:
Die Feldbahn des Torfwerks Sauensiek
Dabei ist aber zu beachten dass es im Lokbestand im Vergleich zur Lokliste von 2018 fast einen kompletten Austausch gab. Gerade mal eine einzige Lok konnte davon auch 2025 noch hier angetroffen werden.
Die Lokomotiven des Torfwerks Sauensiek
Ganz versteckt im Ort, von der Straße aus nicht zu sehen, befindet sich das Werksgelände mit dem sehr ansehnlichen Verwaltungsgebäude.
Abseits der Gleise fanden sich verschiedenste Feldbahnloren im Gelände.
Während andernorts Feldbahner über jeden Meter Gleis froh sind, baut man hier gleich mal einen beeindruckenden Windfang aus ganzen Gleisjochen.
Und auch die erste Lok der Torfbahn wurde neben den Gleisen angetroffen, dabei handelte es sich um die DIEMA DFL30/1.1 5187/1991.
Wenn man es nicht dazu sagen würde könnte man fast denken diese Lok gehört hier ebenso zum Bestand, so gut passt sie in die Szenerie. Aber nein, bei der Henschel DG13 1997/1948 handelt es sich um die erste Lok welche extra für diesen Tag hier her gebracht wurde.
Da lohnt sich auch mal ein Blick aufs Fabrikschild.
Versteckt in der Ecke fand sich dann aber tatsächlich eine weitere Lok die hier täglich im Einsatz ist. Leider ist mir die Identität dieser DIEMA aufgrund des fehlenden Schildes unbekannt.
In der Zwischenzeit wurden auch die restlichen Gastloks abgeladen. Zum einen die O&K RL1c 10617/1939 und zum anderen die stark umgebaute Jung EL105 5942/1935.
Nachdem alles startklar war ging es für den kleinen Konvoi über die landschaftlich sehr reizvolle Strecke, wobei natürlich einige Fotohalte eingelegt wurden. Wie man sieht wurden für diesen Tag nicht nur Loks herangeschafft, sondern auch 2 Personenloren aus privaten Beständen.
Es ging über Wiesen...
...Wälder...
und Felder.
Nach mehreren Kilometern am Endpunkt der Strecke angekommen musste erst einmal rangiert werden. Denn die Gleisanlagen beschränken sich hier exakt auf eine einzige Weiche (!), von welcher jeweils ein Stichgleis links und rechts zur Torfverladung führt. Die Jung und die O&K warten daher erstmal ab was denn passiert. Gesellschaft leistet ihnen dabei die örtliche Rangierlok aus dem Hause SCHÖMA, welche aber leider ihre Identität durch komplett fehlende Fabrikschilder auch nicht preisgeben will.
Im östlichen Streckenast stand derweil ein voll beladener Torfzug, der mit den beiden Streckenloks DIEMA DS14 2348/1960 und SCHÖMA CHL-20G 4394/1980 bespannt war.
Doch hier erstmal ein kleiner Blick in die Geschichte. Denn die DIEMA DS14 2348/1960 hatte ich schon mal gesehen, doch in einem ganz anderen Zusammenhang. Denn diese Lok gehörte bis zu seiner Auflösung 2014 als Nr. 5 zum Feldbahnmuseum Hildesheim und ist nach mehreren Besitzer- und Ortswechseln hier wieder in den planmäßigen Einsatz zurückgekehrt. Im Vergleich zu meinem Bild von 2014 hat die Lok neben den üblichen Torfwerksumbauten auch ein Führerhaus und andere Räder erhalten.
Nachdem mit dem örtlichen Mitarbeiter alles geklärt war setzten beide Loks vom Zug weg.
Eine weitere Lok befand sich hinter dem Vollzug, mit welcher der jeweilige Leerzug zur Verladung gezogen werden konnte damit sich die Streckenloks jeweils wieder vorn dran setzen konnten. Dabei handelte es sich um die SCHÖMA CFL-20DC 2656/1963, welcher aber zur Verwirrung ein großes DIEMA Schild am Vorbau trägt.
Die im Weg stehenden Betriebsloks wurden nun nach und nach vom einzigen Mitarbeiter vor Ort, welcher im Normalfall multifunktionell alle Loks und Bagger bedient, zur Seite gefahren. Die Nummernlose Schöma stand dadurch dann vor dem Leerzug welcher im westlichen Streckenast abgestellt war.
Im Anschluss setzte sich die Henschel vor den Vollzug, welcher aber in diesem Fall geteilt wurde und zog diesen unter enormen Einsatz von Sand aus dem Abbaufeld.
Teilweise unterstützt durch die Jung ging es nun zurück in Richtung Torfwerk, wobei verschiedene entlang der Strecke zur Verladung bereitliegende Torfhaufen passiert wurden.
Typisch Torfbahn kam man teilweise nur unter Einsatz von größeren Sandmengen voran.
Oder wenn garnichts mehr ging mit der Hilfslok.
Mit der O&K wurde derweil der Personenzug bespannt.
Dem der Torfzug folgte.
Einfach mal etwas Feldbahnatmosphäre und dass im Jahr 2025.
Im Torfwerk angekommen machte die O&K erstmal eine gute Figur vor den abgestellten Torfloren, während der mitgereiste Mitarbeiter die nummernlose örtliche Rangierlok holte um den von uns beförderten Torfzug zur Entladung zu bringen.
Ohne große Zeit zu verlieren ging es nun zurück ins Torffeld denn die zweite Hälfte des Torfzuges musste ja auch noch geholt werden. Dabei zeigte sich dass man sich beim aufschichten einer der Torfmieten entlang der Strecke wohl etwas zu weit ans Gleis geraten war.
Zurück am Streckenende galt nun erstmal die Aufmerksamkeit dem Leerzug welcher im westlichen Streckenast stand, denn auch dieser war auf der anderen Seite mit einer Lok bespannt um ihn vom Streckengleis aus hierein zu ziehen. Dabei handelte es sich um die stark umgebaute DIEMA DS14/4 2878/1966.
Nach der Erkundung dieses Verladeastes konnte die Jung EL105 zeigen was in ihr steckte und den zweiten Teil des beladenen Torfzuges aus dem Abbaufeld ziehen.
Diesmal mit der Henschel als Vorspannlok ergaben sich wieder einige Fotomotive.
Doch auch die O&K RL1c, welche mit dem Personenzug diesmal hinterher fuhr, sollte jetzt noch vor dem beladenen Torfzug zum Einsatz kommen und so wurde diese einfach ans Zugende gesetzt.
Mit vereinten Kräften ging es nun weiter in Richtung Torfwerk.
Hier konnte dann nun aber auch die O&K nochmal richtig zeigen was sie kann, wobei dass vielleicht der erste beladene Zug auf dieser Strecke überhaupt war der zumindest kurzzeitig in die falsche Richtung fuhr.
Den Rückweg übers Feld erledigte dann diesmal die Jung alleine.
Was aber wieder nur mit dem Einsatz größerer Sandmengen gelang.
Das schwierigste Stück bewältigten dann aber wieder beide Loks gemeinsam. Denn in einem sehr engen und steilen Bogen erreicht die Strecke den wohl überraschendsten Abschnitt, überquert die Torfbahn doch hier eine öffentliche, mit Rotlichtanlage gesicherte, Straße.
Auf dem folgenden Streckenstück wiederholte sich das Spiel mit dem Lok- und Fahrtrichtungswechsel noch mehrfach.
Durch unsere verschiedenen Fotospielerein wurden wir auf einmal vom Mitarbeiter aus dem Torffeld eingeholt der die beiden Streckenloks zum Feierabend wieder ins Torfwerk bringen wollte.
Dort angekommen wurde erst einmal rangiert um auf den begrenzten Gleisanlagen die Gastfahrzeuge von den örtlichen Fahrzeugen zu trennen und den Leerzug für den nächsten Tag bereit zu stellen.
Und so wie im Torfwerk Feierabend war war auch für uns das Tagwerk erledigt und die Gastfahrzeuge wurden wieder zum verladen bereit gestellt.
Somit endete ein hervorragender Tag den alle noch lange in Erinnerung behalten werden und bei dem gezeigt wurde dass auch bis zu 90 Jahre alte Loks jederzeit wieder zum Einsatz kommen können! Vielen dank an alle Beteiligten!
Viele Grüße
Felix