Hallo Otto,
Deine Einschätzung ...
Meines Erachtens war die große Luke wegen der tiefer liegenden Unterkante für die Entladung von Schmalspurwagen, die kleinen mit höher liegender Unterkante für aufgebockte Wagen.
... im Ausgangsposting teile ich grundsätzlich, was die sich an bzw. in dem Gebäude abspielende Logistik betrifft, wobei die Luken bei näherer Betrachtung alle die Unterkante auf annähernd gleicher Höhe haben und ich keine Unterscheidung zwischen Schmalspur- und Normalspurwagen bei der Zuordnung der Luken machen möchte (dazu aber unten mehr). Was die große Luke im Gebäudeteil B betrifft, täuscht sich das Auge lediglich.
Was sehen wir also nun von der Gleisseite aus und was könnte sich dort früher abgespielt haben?
Drei Luken, davon sind die im Teil A direkt unterhalb der Zwischendecke angebracht. Ob es im Teil B - unmittelbar unterhalb der Traufkante - auch Balkenköpfe zu sehen und damit eine Zwischendecke gibt, ist nicht klar zu erkennen. Unterhalb der Luken befindet sich viel Wandfläche, diese liegen also verhältnismäßig hoch im Raum dahinter.
Die Entladung stelle ich mir so vor, dass durch die geöffnete Bordwandtür von einfachen O-Wagen der Inhalt von Hand, also mit der Schüppe, durch die Luken in den dahinter liegenden Raum geschaufelt wurde. An preiswerten Arbeitskräften und Zeit mangelte es ja damals nicht so sehr. Die Entladung aus aufgebockten Selbstentladewagen (Gattung Otmm, spätere Ed bzw. Fc) schließe ich aus, denn wie hätte deren Auslaufrutsche nah genug an die Luke kommen sollen? Ebenso dürften die Muldenkipper (Gattung Ommi, spätere F-z) ungeeignet gewesen sein. Also bleiben nur die einfachen O-Wagen, ob schmalspurig oder normalspurig sei dahingestellt - vielleicht auch beides.
Drei Luken sprechen für drei Sorten Brennstoffe, nehmen wir an Braunkohlebriketts, Eierkohlen und stückige Steinkohle. Die Räume hinter den Luken stelle ich mir jeweils als eine Art Bunker vor, der von der anderen, der Hofseite her wie eine Remise offen zugänglich war. Die beiden anderen Bilder von den Giebelseiten des Gebäudes im Ausgangsposting schließen das zumindest nicht aus. Der Brennstoff konnte also dort, nach seiner witterungsgeschützten Zwischenlagerung in dem Gebäude, auf Fuhrwerke oder LKW verladen werden und zu seiner Verwendung als Hausbrand ausgeliefert werden.
Durch die höhergelegene Luke für das Dachgeschoss oberhalb der Zwischendecke wurden vielleicht andere Dinge entladen und eingelagert. Sackware? Oder etwas ganz anderes? Fachwerkspezialisten können eventuell anhand des Abstands der Balkenköpfe sogar Rückschlüsse ziehen auf die Tragfähigkeit der Zwischendecke und damit auf das eingelagerte Gut.
Wie Du siehst, kehre ich soeben von einer Zeitreise in NWE-Zeiten zurück und bringe mit meinem geistigen Auge "gemalte" Bilder mit, wie es damals hätte gewesen sein können. Zwar bin ich kein Modelleisenbahner, aber für Eure Fraktion bietet dieses Ensemble sicher beste Voraussetzungen, in einer Szene auf einem Kleinstadtbahnhof einer Schmalspurbahn liebevoll umgesetzt zu werden.
Diskussionen wie diese hier schätze ich übrigens ungemein, tragen sie doch in der Regel viele Mosaikstückchen zusammen und helfen, dass solcherlei Wissen zusammengeführt und nicht verloren geht (sensationell diesbezüglich der mehrseitige Thread zum Bf. Helbra der Mansfelder Bergwerksbahn).