Werte Eisenbahnfreunde,
auf Grund des hohen öffentlichen Interesses folgt nun wie von Holger Drosdeck angekündigt, eine Stellungnahme des FHWE e.V. zur aktuellen Lage im engeren FHWE-"Einzugsgebiet" und die darauf aufbauende Vereinsarbeit.
Die Sache ist etwas komplex, so dass man gar nicht richtig weiß, wo man anfangen soll... .
Da das gescheiterte Tourismusprojekt "Via Wilzschhaus" noch immer die Gemüter bewegt, beginnen wir damit:
Bereits kurz nach der öffentlichen Bekanntgabe der Beendigung des o.g. Projektes, hat der FHWE am 20.01.2014 auf seiner Homepage eine offizielle Erklärung als PDF-Datei veröffentlicht. Möglicherweise hat diese damals nicht jeden interessierten Eisenbahnfreund oder gar Spender erreicht, so dass ich sie hier und jetzt nocheinmal verlinke:
Erklärung des FHWE zum Ende des TP "Via Wilzschhaus"
Die Beendigung des Projektes hat nicht nur externe Eisenbahnfreunde sondern auch FHWE-Mitstreiter teilweise arg demotiviert. Das spüren wir noch heute, was sich vorallem beim kleiner gewordenen "harten Kern" der aktiven Mitstreiter bemerkbar macht. Das zieht sich wie ein roter Faden durch alle FHWE-Projekte und beeinflusst sie entsprechend im weiteren zeitlichen Fortgang. Dazu kommen noch die bei vielen anderen Vereinen ebenso auftretenden Personalprobleme auf Grund von fehlendem Nachwuchs und geänderter privater und/oder beruflicher Umstände einzelner Mitglieder, die eine aktive Mitarbeit erschweren.
Kommen wir zum nächsten Punkt, der Schmalspurteilstrecke Schönheide Süd - Carlsfeld:
Der FHWE hält weiterhin an seinem satzungsgemäßen Ziel fest, die Teilstrecke Schönheide Süd - Carlsfeld der Strecke 6973 Wilkau-Haßlau - Carlsfeld wieder aufzubauen und als Museumsbahn zu betreiben. Die Gesamtstrecke 6973 ist nicht von Bahnbetriebszwecken freigestellt, ein Wiederaufbau wäre gemäß den Planfeststellungsrichtlinien des Eisenbahn-Bundesamtes nur der "Extremfall einer Unterhaltungsmaßnahme" an einer rechtlich nach wie vor vorhandenen Eisenbahninfrastruktur und damit mit weniger planrechtlichen Hürden verbunden. Die Rahmenbedingungen sind jedoch anders, dazu weiter unten mehr.
Der Bahnhof Carlsfeld wurde 2003 bis 2004 in vereinfachter Form wieder aufgebaut, ebenso der Schmalspurteil des Bahnhofs Schönheide Süd im Jahre 2007. Es stand bereits damals fest, dass ein Wiederaufbau des verbindenden Streckengleises einschließlich Zwischenstationen und der teils fehlenden Kunstbauten keinesfalls in dem Tempo stattfinden kann, wie es mancher Eisenbahnfreund aus den 1990er Jahren "gewöhnt" war. Die Gründe sind vor allem in der völlig veränderten Situation auf dem sog. zweiten Arbeitsmarkt zu finden - es gab und gibt einfach keine Heerscharen an (qualifizierten!) ABM-Kräften mehr, die wie z.B. bei der damaligen Museumsbahn Schönheide/Carlsfeld, die Hauptlast des Gleisbaus trugen. Auch eine Deutsche Reichsbahn, welche mit Fachkompetenz und Material zur Seite stand, existiert nicht mehr. Weiter geht es natürlich beim lieben Geld. Ohne finanzielle Trägerstruktur ("Fördermittel") kann ein solches Vorhaben nicht mehr auf solide Füße gestellt werden. In dieser Hinsicht war aber das aufkommende Tourismusprojekt ab 2008/2009 ein Hoffnungsschimmer, da es den FHWE von diesen Problemen quasi "entlastet" hätte. Daher konzentrierte sich der FHWE von da ab vorrangig auf Erhalt und Betrieb der regelspurigen CA-Linie im Abschnitt Schönheide Süd - Hammerbrücke mit dem seit April 2008 etablierten "Wernesgrüner Schienenexpress" (WEX). Was die Schmalspurbahn angeht, hat man auf das Tourismusprojekt vertraut und war zum Schweigen verurteilt, was derartige Anfragen wie z.B. hier und jetzt im Forum anbelangte. Siehe unsere verlinkte Erklärung oben.
Wir suchen nach wie vor nach konkreten Lösungen und arbeiten daran. Aufgeben war und ist dabei keine Option.
Was den Bahnhof Carlsfeld konkret betrifft: Hier plante und realisierte die Stadt Eibenstock die Umgestaltung des Dorfzentrums, zu dem auch der Bahnhof Carlsfeld gehört. Hier mussten wir uns nach der Stadt richten und das Beste für uns herausholen, was wahrlich nicht einfach war! Die Alternative wäre der komplette Abriss der Gleisanlage gewesen, so deutlich muss man es sagen. Was dabei herausgekommen ist, kann jeder selbst vor Ort feststellen. Im Prinzip soll die Gleisanlage so wieder hergestellt werden, wie sie 1967 vorhanden war. Das wir das Lokschuppengleis - welches im Bereich des Gleisendes eingedeckt ist - zunächst ohne Weichenverbindung zur restlichen Gleisanlage umbauen mussten, ist dem Umstand geschuldet, dass einfach keine passenden Weichen beim FHWE verfügbar sind. Und mal eben "paar Weichen" kaufen ist finanziell momentan nicht möglich. Herausgekommen ist diese Notlösung, entstanden mit personellem "Hängen und Würgen" und unter massivem Zeitdruck seitens der Stadt Eibenstock, um das Gesamtprojekt in seiner Fertigstellung vor Wintereinbruch nicht zu gefährden.
Doch auch die restliche Gleisanlage kann so nicht liegen bleiben, da sie in ihrer Längsachse komplett einige Zentimeter in Richtung Empfangsgebäude verschoben werden muss. Deshalb auch die weitere Notlösung im Gleis 1 hinter der letzten Weiche. Da hier sowieso eine Anpassung erfolgen muss, haben wir auch hier der Stadt als Bauherr Zugeständnisse gemacht (ohne die Verschiebung ist kein zweites Gleis auf der Wilzschbrücke am Lokschuppen realisierbar, weil das Lichtraumprofil nicht ausreicht).
Die Dorfplatz-Geschichte zeigt eindrucksvoll, dass der FHWE nicht im "luftleeren Raum" lebt, sondern, ganz im Gegenteil, an bestimmte politische, gesellschaftliche und schlussendlich umwelttechnische Rahmenbedingungen gebunden ist.
Letzterer Fakt ist der entscheidenste und beeinflusst die KOMPLETTE Vereinsarbeit derart, dass an einen zukunftsfähigen Eisenbahnbetrieb im Raum Schönheide/Carlsfeld eigentlich überhaupt nicht zu denken ist - zumindest wenn es nach dem Willen bestimmter Behörden geht. Nur der Hartnäckigkeit, dem Durchhaltevermögen und dem starken Nervenkostüm unseres Vorstandes ist es zu verdanken, dass nicht schon längst buchstäblich Gras über unserere Arbeit gewachsen ist.
Die seit 1875 bzw. 1893 bestehende Infrastruktur des FHWE hat die zweifelhafte "Ehre", im Trinkwasserschutzgebiet der Talsperren Eibenstock und Carlsfeld existieren zu dürfen. Nun war das bei Gründung des FHWE Ende der 1990er Jahre noch kein allzugroßes Problem. Mit steigender Präsenz unserer Aktivitäten in der Öffentlichkeit, auch hervorgerufen durch das Tourismusprojekt, interessierten sich plötzlich diverse Behörden für unsere Arbeit - allerdings nicht im positiven Sinne.
Die Schutzgebietsverordnung untersagt unter anderem die "Errichtung von Bahnanlagen", nicht aber deren Betrieb und die zwangsläufig damit verbundenen Unterhaltungsmaßnahmen. Der Passus "Errichtung von Bahnanlagen" lässt jedoch unterschiedliche Interpretationen zu. Aus eisenbahnrechtlicher Sicht - und nur auf dieser Grundlage kann der FHWE agieren - werden von uns keine Bahnanlagen errichtet, sondern nur unterhalten und betrieben. Auch die wiederaufgebauten schmalspurigen Gleisanlagen in Carlsfeld und Schönheide Süd sind keine Neubauten sondern der Extremfall einer Unterhaltungsmaßnahme. Allerdings ist diese Rechtslage für bestimmte Behördenmitarbeiter nicht nachvollziehbar und es werden Mittel und Wege gefunden, unsere Arbeit wo immer es geht auszubremsen oder gar völlig zu verhindern. Kommt dann noch Verständnislosigkeit für die Sache an sich - wir wollen nicht eine Eisenbahn für uns zum Spielen, sondern möchten dem Allgemeinwohl dienen und die Region aufwerten - und fachliche Inkompetenz zusammen, ist das Behördenchaos perfekt. Allein die jüngste Gleisveränderung in Carlsfeld oder aber der simple Austausch von 39 (!) schadhaften Schwellen zur Erhaltung der Betriebssicherheit auf der CA-Linie hat monatelangen Schriftverkehr und schlussendlich einen Rechtsstreit verursacht, der Zeit und Nerven bindet. Ende offen.
Thema Nostalgie-Express und Regelspurstrecke Schönheide Ost - Muldenberg:
Das Wagenprojekt WNE läuft natürlich parallel weiter. Der Fortgang der Arbeiten hängt jedoch entscheidend von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln ab, nicht zuletzt aber auch von der verfügbaren "Manpower" und ob diese auf Grund von kurzfristigen anderen "Baustellen" sowie dem abzusichernden Betriebsdienst beim WEX auch gerade verfügbar ist.
Im Regelspurbereich sind die Themen Erweiterung des Verkehrs mit dem Wernesgrüner Schienenexpress in Richtung Schönheide Ost, die Innensanierung des dortigen Empfangsgebäudes sowie die Instandhaltung der Infrastruktur bis Muldenberg die Punkte, welche die meisten Arbeitskräfte binden. Hauptproblem ist hierbei die Bewuchsfreihaltung, was einem Kampf gegen Windmühlen gleicht. Denn eine chemische Vegetationskontrolle - im Nachbarbeitrag von Steve klang es schon an - ist in Trinkwasserschutzzonen so gut wie unmöglich. Es bleibt uns nichts weiter übrig, als die Strecke manuell vom Bewuchs zu befreien (siehe Bilder von Holger vom vergangenen Wochenende), was bei rund 17 Kilometern kein leichtes Unterfangen ist. Kommen allerdings genug helfende Hände zusammen, kann sich das Ergebnis eines solchen Einsatzes durchaus sehen lassen.
Von daher rufen wir dazu auf, wer Zeit, Lust und Laune hat, sich gern mal bei uns in Schönheide Süd oder Ost sehen zu lassen und uns tatkräftig zu unterstützen. Samstags ab spätestens 10 Uhr ist im Regelfall immer jemand anzutreffen. Ansonsten stehen Euch unter fhwe.de auch sämtliche Kontaktmöglichkeiten offen.
Für Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und beste Grüße
i.A. Mike Robeck-Jokisch
FHWE e.V.