Ein Glück auf an die Freunde der Bimmelbahn,
… Schreck lass nach! Es soll schon über ein Jahr her sein, als ich Bericht erstattete?! Nun ja, es gibt durchaus rationale, auch ärgerliche und menschliche Gründe dafür. Aber jetzt, während einer ruhigen Zeit, zudem von Corona befallen, ergibt sich nun endlich die Gelegenheit, wieder ein paar Zeilen zu schreiben:
Wir schreiben Spätherbst 2020. Die Löcher des Fundamentes werden mit den Betonresten meines immer präsenter werdendes Nebenbauprojektes verfüllt. Es ist erschreckend was da übrig bleibt! Ich hätte locker noch ein zweites Fundamt für einen zweiten Wagenkasten gießen können!! Träum… Oben drauf eine Schalung gesetzt und ebenfalls mit Beton verfüllt. Wir müssen schließlich hoch hinaus, denn unter dem Wagen muss viel Luft hindurchströmen können.
Der erste Schnee des Jahres 2020 ziert nun die zukünftige Lagerstätte des Wagens.
Der Winter verlegte die Arbeiten nach drinnen. Kein Problem, denn zahlreiche Kleineisen wollen noch von Schrauben und Rost befreit werden.
Der Keller der Mietswohnung muss her halten.
Alles schön Sand gestrahlt, gestrichen und fein säuberlich in einem Karton verpackt. Viel ist es nicht mehr, der Rest wird neu gebaut werden müssen. Im Übrigen: die Streicharbeiten fanden im Treppenhaus meines Mietshauses statt. Der Keller war mir zum Streichen zu feucht. Ist doch klar, dass man als Mitmieter sich für ein paar Wochen etwas schlanker machen muss. Also mal ehrlich, einfach hat man es nicht mit uns Freunden der Eisenbahn!
Die vier Eckpfeiler – ach nein, nur drei, denn einer muss neu werden – wurden ebenfalls von unbrauchbaren Teilen befreit und entrostet. Diesmal wieder mit ohrenbetäubendem Lärm. Zwar ohne Druckluft, aber mit Akku Schlaghammer. Mein Nachbar, Kundenberater bei der Telekom, fand es ganz angenehm. Er konnte die Beschwerten seiner Kunden am Telefon nicht mehr verstehen… gern geschehen.
Mit Owatrol-Öl grundiert, warten die U - Profile auf Vervollständigung.
Mai 2021 - nun kam der Tag der Tage: Noch steht der Rahmen ca. 50m auf seinen Stahlgerüst für die Aufarbeitung von seiner künftigen Ruhestätte entfernt. Dazwischen kein Weg, nur ein schmaler Pfad zum Gehen, umgeben von kleinen und großen Haufen verschiedener Art, die man eben auf einer Baustelle so findet. Es bleibt also nur der Luftweg.
Einfach großartig! Als wäre der Rahmen nur Spielzeug, schwebte er über alles hinweg. Akteur war ein Autokran mit bis zu 48m Ausleger. Extra für den Rahmen? Nein – in jenen drei Tagen wurde der Rohbau meines Holzhauses aufgestellt. Aber das Ganze war schon von Anfang an mit dem Zimmermann abgesprochen.
Nun schnell zur Abladestelle gerannt. Dort rollten hastig zwei Zimmermänner Gurte vor Ihrem Auto liegend ein. Sie wollten jenes noch schnell in Sicherheit bringen, da direkt daneben der Rahmen zu liegen kommend sollte. Vergebens, der Kran war schneller, man ließ die halb zusammengerollten Gurte wieder fallen und fädelte das Ganze unter beengten Bedingungen ein. Die Arbeitsweise auf dem Bau, ist für mich schon etwas beeindruckend! Dennoch, das waren top Zimmerleute!!
Nun ist der Rahmen nach seiner vielleicht spektakulärsten Reise seines Lebens, auf seiner letzten Ruhestätte angekommen!? Ich denke der richtige Zeitpunkt, kurz etwas inne zu halten: Der Wagen wurde 1883 gebaut und führte anschließend ein sehr bewegtes Leben. Er stammt aus einer Zeit, da gab es noch nicht einmal die so uns vertraute IV K. Sie kam erst später als etwas ganz neumodisches daher. Ebenso hat er mit Sicherheit auch das Klose Triebwerk einer III K arbeiten gesehen. Wenn er nur davon erzählen könnte. Etliche Tonnen nässeempfindliches Gut wird er etliche Kilometer über das Mügelner Netz - auch andere Strecken? – transportiert haben, bis er nicht mehr benötigt wurde. Wann das genau war, ist unbekannt. Sagen wir einfach mal 1935 (spätestens 1945). Bei der Bergung des Rahmens, hat mir ein Zaungast erzählt, das diese für Gartenlauben vorgesehenen Wagenkästen mittels eines speziellen Pferdewagens aus Holz in die Gärten gelangt seien. So wohl auch mein Exemplar. Bestimmt sollte es die letzte Reise sein. Seines Fahrwerkes entledigt, verharrte der Wagen nun entgegen seiner Natur, an ein und demselben Fleck. In den Letzten 10 Jahren sicher mit den Gedanken des baldigen und endgültigen Endes getragen. 2020 kam unerwartet wieder etwas Bewegung ins Spiel, welche eben mit den kurzen, aber besonderen Höhenflug endete. Nun ja – mein Konzept zu diesem Wagen wird ihn nicht wieder in ein bewegtes Leben auf der Schiene zurück führen. Aber in eine für die nächsten 80 Jahre sicher Zukunft!? Er ist 52 Jahre (maximal 62 Jahre) als Wagen gefahren und 85 Jahre (minimal 75Jahre) als Schuppen gestanden. Ist er jetzt mehr Wagen oder mehr Schuppen?
Die Nebenbaustelle – das Haus – hat sich so vorlaut zu meiner Hauptbeschäftigung emporgehoben, das nichts weiter an meinem Wagenprojekt passiert ist. Realistisch betrachtet, wird auch dieses Jahr nichts vorwärts gehen. Daher ist das gute Stück schnell wieder unter einer Plane verschwunden. Dennoch möchte ich euch Folgendes nicht vorenthalten, da ich sehr über die folgenden Bilder lachen musste. Die Plane wurde in der Hektik einfach nur über den Rahmen geworfen. Bedingt durch die Konstruktion des Rahmens lief die Plane voll Wasser und sackte im inneren des Rahmens nach unten und es bildete sich eine schöne Badewanne. Paletten sollten diese Problem lösen. Allerdings verkomplizierten Sie das Problem nur, da nun zwischen jedem Brett die Plane in die Tiefe sackte. Also wieder die Plane runder. Aber klar – der Rahmen darf kein Wasser abbekommen und man selbst besteht auch auf trockene Schuhe. Das nächste Bild ist eines von vielen, wie drei Deppen das ganze umsetzen. Zwar macht die ganze Bilderfolge untermalt von einer Musik im Wienerwalzertakt den Reize des Ganzen erst aus, aber das wäre jetzt zu viel!
Oh nein, er ist doch nass geworden. Das Handtuch ist schnell zur Hand. Hier ist viel Zärtlichkeit und Liebe im Spiel.
Also das wär’s erstmal. Der Weiterbau wird nun etwas auf sich warten lassen, denn das Haus hat nun doch Vorrang. Aber keine Sorge, es wird weiter gehen und darauf freue ich mich schon riesig.
Gruß
Matthias