Moin!
Noch einmal zurück zum Thema Bücher & Medien: In der Ausgabe 338 der Drehscheibe gibt es einen ausführlichen Bericht zur Entwicklung der Feldbahnen in den letzten Jahren bis zu ihrem weitgehenden Ende.
Gruß
Gunnar
Moin!
Noch einmal zurück zum Thema Bücher & Medien: In der Ausgabe 338 der Drehscheibe gibt es einen ausführlichen Bericht zur Entwicklung der Feldbahnen in den letzten Jahren bis zu ihrem weitgehenden Ende.
Gruß
Gunnar
Moin Julian,
der Lough Boora Discovery Park wird einer der Plätze sein, wo man noch etwas von den Bahnen sehen kann, auch wenn sie dort nicht das Hauptthema sind. Die Sache mit der Kunst ist aber anders, denn das ist der Ursprung dieses Parks. Ab 2002 entstand der Boora Sculpture Park aus einem Symposium, bei dem die Großskulpturen entstanden sind. Aus dieser Zeit stammt der Sky Train mit LM 171, der zwar an die Menschen und Maschinen von Bord na Móna erinnern soll, aber keinen musealen Anspruch verfolgt.
Mehr zu den Skulpturen gibt es hier:
Bis ungefähr 2014 bestand die Anlage im Grunde nur aus dem Sculpture Park, dann begann Bord na Móna, den Park zu erweitern und Wege anzulegen, jetzt kam der Schwerpunkt Natur hinzu. Der See Lough Boora, der einst für den Torfabbau trockengelegt, aber ansonsten unverändert belassen wurde, wurde wieder vernässt. Damals wurden die letzten Gleise hier abgebaut. Dort wo de drei Loks stehen, befand sich einst eine Kreuzung, deren vier Gleise in alle Richtungen mit Bögen untereinander verbunden waren. Ein Gleis verlief entlang des heute befestigten Weges, gen Süden ins Abbaugebiet und gen Norden in die Boora Works. Der Zweig gen Osten führte ebenfalls in die Abbaugebiete, der nach Westen ins übrige Netz, zur Fairbane Power Station und zur Derrinlough Briquette Factory. Nachdem der Abbau hier eingestellt war und das Gelände in den Park umgestaltet wurde, wurde ein neues Anschlussgleis gebaut, das die Boora Works in westlicher Richtung verlässt und direkt ins Netz führt. Die Gleise im Bereich des Parks wurden abgebaut, aber auf Initiative von Mitarbeitern der Boora Works blieb ein Teil der Kruzung liegen. Dort wurden die drei Loks LM 23, LM 127 und LM 181 denkmalartig aufgestellt. LM 23 konnte ich 2014 noch abgestellt in den Derrygreenagh Works sichten.
Ein Jahr später kamen noch zwei Loks hinzu, zwei Ruston & Hornsby, die nach Vorbildern aus der Serie Thomas the Tank Engine umgebaut wurden. LM 51 wurde zu Thomas umgebaut und steht etwas nördlich der drei Loks an der früheren Strecke in die Boora Works. LM 160 wurde zu Percy und steht ein ganzes Stück südlich des Sky Train am gleichen Weg. Beide Loks wurden in den Boora Works umgebaut. LM 51 habe ich dort im Sommer 2015 in der Werkstatt gesehen, LM 160 stand damals abgestellt auf dem Gelände.
Später wurde noch das Restaurant am Lough Boora gebaut. nebenan steht einer der beiden Personenwagen, die für Besucherfahrten im Blackwater System gebaut wurden, als Informationszentrum. Dort kann man auch eine der beiden in meinem letzten Beitrag erwähnten Broschüren kaufen.
LM 181 ist die einzige Deutz im Park, alle andere Loks sind von Ruston & Hornsby, wenn auch einige kräftig umgebaut.
Gruß
Gunnar
Ich ergänze noch ein paar Fotos.
Am Ende wurden die meisten Loks in den Derrygreenagh, Blackwater und Mountdillon Works gesammelt, aber viele blieben auch an den kleineren Betriebsstellen und Abbaustellen stehen. Zu den kleineren Betriebsstellen gehörte das Gelände der Croghan Briquette Factory, die im Jahr 2000 geschlossen wurde. Danach gab es hier noch eine Verladeanlage, um Torf auf LKW umzuladen, außerdem gab es hier eine kleine Werkstatt. Dort standen am 9. April 2024 drei Loks abgestellt, die im Grunde alle wesentlichen Lokentwicklungen darstellen.
Vorne steht die nach dem Vorbild der Hunslet 115 H.P. als Eigenbau bei Bord na Móna entstandene LM 423. Im Glauben an eine Fortführung des Torfabbaus bis 2030 hat Bord na Móna zwischen 2017 und 2019 50 dieser Loks grundlegend modernisiert, darunter auch LM423. Dahinter steht LM 165, eine Ruston & Hornsby 48 DL, zumindest war sie das mal. Ruston & Hornsby lieferte über Jahre hinweg diverse Loks, quasi die erste Generation im Fuhrpark. Ersatzbeschaffungen gab es einige, aber trotzdem haben einige Maschinen bis zum Ende in untergeordneten Diensten durchgehalten, wenn auch alle deutlich umgebaut.
Und ganz hinten steht mit LM 337 eine der irischen Torfbahnloks überhaupt, zumindest nach Meinung vieler Fans, eine Hunslet 80 H.P., die hier auch als Wagonmaster bezeichnet wurden und entsprechende Schilder trugen. Nachdem die kleinen Ruston & Hornsby für die schwerer werdenden Züge nicht mehr ausreichten, sollten stärkere Loks beschafft werden. Ein 1958 von Ruston & Hornsby gelieferter Prototyp konnte nicht überzeugen und so begann man bei Bord na Móna, selber zu konstruieren. Heraus kam 1961 die Ur-Wagonmaster LM 176, die sich gut bewährte. Entsprechende Loks wurden bei Hunslet bestellt und dort als 80 H.P. bezeichnet. 1962 kam die erste Lok nach Irland, die letzte 1980. Sie haben sich bestens bewährt und waren bis zum Ende dabei, bei kleineren betrieben auch noch vor Torfzügen. Einige von ihnen wurden modernisiert, andere mussten ihre Rahmen für im Eigenbau entstandene 115 H.P. hergeben. Jene 115 H.P. waren die nächste und letzte Generation für die abermals schwerer werdenden Züge. Die ersten 15 hat Hunslet gebaut, danach hat man weitere in eigenen Werkstätten gebaut.
Einer dieser Sammelplätze waren die Blackwater Works, der zur West Offaly Power Station bei Shannonbridge gehörende Standort von Bord na Móna. Hier wurden die Loks aus dem Blackwater und Boora System gesammelt, außerdem kamen einige von externen Standort hierher, z. B. aus Derryfadda und Littleton. Im August 2023 konnte ich hier 60 Loks antreffen, von denen vielleicht noch drei bis vier dem aktiven Bestand zuzuordnen waren. Nach der endgültigen Einstellung der Torftransporte waren im April 2024 noch zehn Loks dazugekommen. Das Ergebnis waren lange Reihen abgestellter Loks, hier ein kleiner Eindruck davon, aufgenommen am 7. April 2024. Die rechte Reihe wird angeführt von LM 286, die mittlere von LM 288. Beide Wagonmaster haben ihr gesamtes Arbeitsleben hier im Blackwater System verbracht. Im Hintergrund stehen auch noch mehrere der modernisierten Eigenbauloks, die sich mit ihrer kurzen Einsatzzeit als Fehlinvestition erwiesen haben.
Am Nachmittag des gleichen Tags stand die nicht modernisierte Eigenbaulok LM 392 vor der Werkstatthalle der Boora Works. Der Eindruck täuscht etwas, denn während die Lok betriebsfähig ist und hier für Aufräumarbeiten genutzt wurde, sind die Werkstätten seit einigen Jahren, ca. 2018, stillgelegt.
Und als letztes ein Bild des Restbetriebs, dem Aschetransport von der Edenderry Power Station zur Deponie. Im August 2023 befand sich das Kraftwerk in Revision und es gab keine Asche zu transportieren. Der Aschezug war am 3. August 2023 mit LM 419 auf dem ins Kraftwerk führenden Aschegleis abgestellt. Im Vergleich zur LM 423 oben ist die spezielle Ausstattung für diese Züge an den vor den Sandkästen befindlichen Hydraulikölbehältern und den Anschlüssen an der Front gut erkennbar, wobei die Asche an der Lok auch nicht zu übersehen ist. Sechs derart ausgerüstete Loks gab es, zwei an jedem Kraftwerksstandort.
Im Internet kann man derzeit eine Menge Bilder von den Bahnen finden. Einerseits waren in der Schlussphase noch einmal viele englische Fotografen dort, andererseits haben viele anlässlich der Stilllegung ihre alten Bilder herausgekramt. Außerdem sind in der Schlussphase zwei Broschüren erschienen, die beide ganz gut gelungen sind und verschiedene Ansätze verfolgen.
Ted McAvoy, wohl einer der besten Kenner der Bahnen und ihrer Mitarbeiter in den letzten Jahren, hat sich vor allem mit der letzten Epoche beschäftigt. Das Ergebnis kann unter anderem bei der IRS bezogen werden:
Darragh Connolly beschäftigt sich in Memories of the Bord na Mona Railways (Irish Narrow Gauge Railways 2) mit dem Zeitraum vor Inbetriebnahme der neuen Kraftwerke, als etwas bis zum Jahr 2000. Erschienen ist diese Broschüre bei Mainline & Maritime, aber auf deren Seite nicht mehr zu finden. Bei Amazon Uk wird sie aber noch angeboten.
Gruß
Gunnar
Moin!
Beim Thema Irland fühle ich mich angesprochen.
Auch im Zuge der Urlaubsplanung habe ich mich damit nur am Rande beschäftigt, wobei ich feststellte, dass der irische Torfbahnbetrieb (quasi) vollständig beendet ist.
Quasi vollständig beendet ist gut gesagt, inzwischen ist er vollständig beendet. Nachdem der Torfabbau Mitte 2020 eingestellt wurde, hat es noch Jahre gedauert, den auf den Feldern liegenden abgebauten Torf abzufahren. Als interne Abnehmer gab es zuletzt die Derrinlough Briquette Factory und die Edenderry Power Station. Erstere hat nach der Produktionssaison 2022/23 im April 2023 ihren Betrieb eingestellt und das Kraftwerk hat mit Auslaufen der entsprechenden Genehmigung zum Jahresende 2023 die Feuerung mit Torf beendet. Danach gab es noch einen kleinen Restbetrieb in Bellair, wo Torf für den Verkauf nach Nordirland verladen wurde. Dieser endete am 28. März 2024, seither ist das Thema Torfzüge in der Republik Irland abgeschlossen.
Einen ganz kleinen Restbetrieb gibt es aber noch, auch wenn es sich bei genauer Betrachtung nicht um Torfzüge handelt. Die Edenderry Power Station produziert noch Strom und kann dies nach aktueller Genehmigung noch bis 2030 tun. Dies passiert heute durch Verfeuerung von Biomasse, die natürlich auch Asche produziert, die deponiert werden muss. Dafür bleibt eine kleine Reststrecke vom Kraftwerk zur Luftlinie 2,5 km südwestlich gelegenen Aschedeponie in Betrieb. Dort fahren ein bis zwei Züge pro Tag und es sollen wohl drei Loks erhalten bleiben, drei vollmodernisierte Eigenbauloks, zwei davon ausgerüstet mit der hydraulischen Steuerung für die Aschezüge, eine als Notnagel und für Bauzüge.
Ein weiterer Restbetrieb sind die Fahrten mit den rollenden Tankstellen für die Versorgung der in den Mooren für die Renaturierung eingesetzten Traktoren mit Diesel. In welchem Umfang das noch läuft, weiß ich nicht. Zumindest von den Blackwater Works aus gab es das im April noch, aber es dürfte vielerorts schon vorbei sein oder bald enden. Und dann gibt es als letzten Betrieb noch die Abbauzüge, denn es gilt, hunderte von Kilometern Gleis aus den Mooren zu holen. Hier war das Tempo scheinbar sehr unterschiedlich. Während einige Netze schon seit Jahren ohne Betrieb sind und noch immer liegen, waren die Abbauarbeiten östlich der Edenderry Power Station im April 2024 schon vollständig abgeschlossen und in den Ballydermot Works wurde intensiv verschrottet.
Dem Rollmaterial geht es wohl auch weitgehend an den Kragen, aber auch in sehr unterschiedlichem Tempo. Während an einigen Stellen schon seit Jahren ungenutztes Material steht, waren in Edenderry sämtliche Torfloren schon drei Monate nach Betriebseinstellung verschrottet. Die noch brauchbaren Loks sollten in den Maschinenauktionen verkauft werden, zusammen mit zahllosen Traktoren. Einige haben dabei wohl auch Käufer gefunden, Verbleibe wird man hoffentlich in Zukunft erfahren. Ein Direktverkauf war zunächst nicht vorgesehen, aber inzwischen haben trotzdem einige wenige Loks einen direkten Weg zu Museumsbahnen gefunden. Und dann gibt es noch diverse Loks, die nach Teileentnahme und jahrelanger Abstellung nur noch als Schrott abgegeben werden.
Gruß
Gunnar