100 Jahre Jung, Feldbahnloks auf Jawa (m28 B)

  • 100 Jahre in planmäßigem Einsatz erreichen nicht viele Lokomotiven. Zwei der auch bei uns nicht ganz unbekannten kleinen Feldbahntype haben es soeben gerade noch geschafft. Auf einer der schönsten Zuckerfabriken Indonesiens , der Mühle von Pangka.
    Aus einer schon 1906 an die MPSB gelieferten 50 PS starken C1’ Feldbahntype hatte die Firma Jung eine Heißdampftype für 600mm Spurweite entwickelt und an verschiedene Bahnen geliefert. Eine kleine Serie war auch für die Otavi Bahn in Deutsch Südwest, heute Namibia, vorgesehen gewesen. Sie sollten dort bei der Otavi Bahn zum Einsatz kommen. Durch die Ereignisse des 1. Weltkrieges, mit dem relativ schnellen Verlust der Kolonien, kam es nicht mehr zu der Verschiffung nach Afrika.
    Stattdessen wurden die Loks an die holländische Firma Ruhaak&Co in Den Haag verkauft, die sie in Indonesien auf ihren Zuckerrohrbahnen einsetzte. Seit 100 Jahren ist die erste Lok, die Jung Nr. 2294 von 1915 als Pangka Nr.1 nun dort im Einsatz. Es folgten weitere 5 Maschinen in den Jahren bis 1929 die auf den Mühlen Pangka und Sumberhajo eingesetzt wurden.
    Noch können die kleinen Loks in der Zuckersaison, die gerade ihren Höhepunkt hat, in Aktion beobachtet werden, jedoch stehen die Signale auch hier auf Halt: Diese Saison ist Meldungen aus Indonesien zur Folge, die letzte Saison mit Dampfloks. Die Umstellung des Verkehrs in die Felder auf Lkw's ist bereits erfolgt und Diesellloks und nagelneue Traktoren als Verschubgerät ersetzen die kleinen Dampfer..(Das sehr fotogene Gelände mit schönen alten Gebäuden, einem interessanten Dampfmaschinenpark und weitläufigen Gleisanlagen sind eine wunderbare Kulisse für die herrlichen Jung-C1'-Heißdampfloks mit Schlepptender, die unweigerlich an die MPSB erinnern. Dort hatte es allerdings nur einen Heißdampfer von Jung in dieser Ausführung gegeben. Von der außerhalb des Werkes auf der anderen Straßenseite gelegenen Verladeanlage ziehen die Jung-Loks und ihre O&K Kolleginnen die beladenen Lorenzüge über den Bahnübergang durch das Werk hindurch über die Wiegebrücke in ein Stumpfgleis auf der anderen Werkseite, von wo sie die Züge dann rückwärts in die Gleise vor der Entladung drücken. Dies ist dann vor Allem die Aufgabe der D-Kuppler von O&K.
    (Von den Jung-C1'-Loks sind noch vier Maschinen vorhanden (Nummern 1, 2, 3 und 5), daneben drei Dn2t mit den Nummern 8 (Jung), 9 und 10 (beide O&K). Außerdem gibt es mit der Nummer 7 auch noch ein C-Kuppler vom einem belgischen Hersteller.

    Hier die Daten der Jung Loks: C1’h2t 85 PS 15,7t Gewicht 600mm Spur

    Jung Nr. 2294 Baujahr 1915 Pangka 1
    Jung Nr 2388 1915 Pangka 2
    Jung Nr. 3090 1920 Pangka 3
    Jung Nr. 3181 1921 Pangka 5
    Jung Nr. 3182 1921 Pangka 4 weitergegeben an Zuckermühle Sumberhajo Nr.4

    Nun aber ein paar Bildeindrücke von den kleinen Jubilaren, die allerdings schon auf einer Reise im Jahre 2008 entstanden.


    Hier ist das Geburtstagskind, Lok Pangka Nr.1 von Jung 1915 wartet auf ihrer angestammten Zuckermühle im August 2008 auf ihren nächsten Einsatz

    Lok 1 (hinten) und die Schwesterlok 3, ebenfalls von Jung, 1920 gebaut


    Keine Jubilarin, aber eine Schwesterlok, dahinter die O&K Nr.9

    Kalt im Schuppen steht die Nr. 5, ebenfalls eine Jung C1'h2t von 1921

    vor dem Schuppen traf ich auch die in Belgien gebaute Nr.7

    Bevor die Mittagspause wieder beendet ist und die Loks sich aufmachen zur Ladestelle, schnell noch ein Blick in die Mühle mit seiner herrlichen Dampfmaschine aus Holland

    Lok Nr. 3, die Jung C1'h2t von 1920 macht sich nach der Mittagspause auf zur Ladestelle, um beladene Loren abzuholen

    Die Zuckermühle wird verlassen, das Schild über dem Tor weist auf die besonderen Dampfer hin.


    Lok 3 überquert den Bahnübergang vor der Mühle


    interessant auch die hoch beladenen Fahrradtransporter

    hier mit Schafen als Fahrgäste



    die Ladestelle ist erreicht

    Neben der Nummer 3 steht die O&K Nr.9 und die nächste Generation Loks, eine Diesel Feldbahnlok

    Auch die O&K Loks möchte ich Euch nicht vorenthalten, hier die Lok Nr.9

    Hochbetrieb an der Ladestelle

    während Lok Nr 3 mit beladenen Loren am Waagehaus vorbeifährt, macht sich die Nr.9 wieder auf zur Ladestelle

    Im Stumpfgleis übernehmen dann die O&K D-Kuppler die Aufgabe die Loren in die Mühle zur Entladung zu rangieren

    Feierabend, nach getaner Arbeit hat sich Nr.1 zur wohlverdienten Ruhe vor dem Schuppen eingefunden

    auch die Schwesterlok Nr.3 ist am Schuppen eingetroffen

    Wer die Jubilare und auch die O&K Maschinen noch im echten Feldbahneinsatz erleben möchte muss sich beeilen, in wenigen Wochen wird die Saison beendet sein und wahrscheinlich auch endgültig der Einsatz der kleinen Dampfloks. Auch die Dampfmaschinen in der Mühle werden wohl bald der Modernisierung weichen. Damit ist dann der Betrieb der Mühle mit nachwachsenden Rostoffen vorbei, eigentlich ein Rückschritt im Hinblick auf Klimaziele. Denn die Kessel der Loks und Mühlendamfmaschinen wurden mit den Abfällen des Zuckerrohrs beheizt.
    Mit einer aktiven musealen Erhaltung kann wohl nicht gerechnet werden, aber vielleicht schafft ja eine der kleinen Jung Loks den Weg zurück in das Land ihrer Herstellung.

    Euer Pängelanton

  • Ein Klasse-Beitrag! Die beiden Jubilarinnen waren vor genau einem Jahr noch ganz rüstig im Einsatz, heuer wohl eher nicht mehr...


    Lok 2 und Lok 1 vor dem Schuppen.


    Lok 2, 1 und 3.


    Das Fabrikschild der Lok 2.

    Viele Grüße, xBurt.

    [SIZE=1]Edit: Auch Lok 2 ist ja Baujahr 1915![/SIZE]

    2 Mal editiert, zuletzt von xBurt (19. August 2015 um 16:43)