[HU] Kindereisenbahn Budapest

  • So, jetzt von mir mal ein Foto hier direkt, damit jeder auch sieht um was für ein Fahrzeug es sich handelt. Bei meinem Besuch im Juli 2015 war das Teil ganz weit hinten in der Werkstatt verbuddelt. Das hier gezeigte Foto stammt aus dem Jahr 2002.

    Gruß, Olaf

  • Danke an Olaf für das Zeigen des Bildes. Da ich selbst keine Aufnahme dieser Lok in meinem Fundus habe, finde ich es sehr schön, dass nun ein Foto der Lok als Denkmal hier im Beitrag erscheint.

    Das mit dem Nachwuchs funktioniert nach meinen Beobachtungen ganz gut in Budapest. Ob die Jugendlichen anders als in Deutschland sind? Grundsätzlich glaube ich das nicht. Was mir oft auffällt, ist Folgendes: Wenn man die Kinder und Jugendlichen als Masse betrachtet, ihr Auftreten meist etwas zurückhaltender ist. Vielleicht liegt es einfach auch an den Schuluniformen, die dieses Bild vermitteln und eben von den Kindern / Jugendlichen den Druck nehmen, sich in der Schule über Marken etc. profilieren zu müssen. Man kann dort in Gesprächen mit Jugendlichen sehr oft eine Zielstrebigkeit feststellen, was sie aus ihrem Leben machen wollen, die man in Deutschland kaum vorfindet. Ein Großteil der ungarischen Kinder und Jugendlichen muss sich definitiv mehr anstrengen, um Ziele und Träume zu verwirklichen und das spiegelt sich wohl zum Teil auch im Auftreten bzw. Verhalten wieder.

    Trotzdem gibt es auch (gerade im Raum Budapest) die typische Subkultur der Sprayer, die Alles "verzieren" muss, was sich beschmieren lässt. Die Subkulturen unterscheiden sich also kaum.

    Gruß, René

  • Während meines Besuches bei der Kindereisenbahn im Juli 2015 sind wir am Nachmittag mit dem "Lumpensammler" zurück nach Hüvösvölgy gefahren. Von Station zu Station füllte sich der Wagen mit den Kindereisenbahnern. Und plötzlich war da eine Gitarre und dann wurde gesungen! Das Repartoire reichte vom ungarischen Volkslid über alte Partisanenlieder bis zu Klassikern der Rock- und Popgeschichte. Und da machten alle mit! Die 11-jährigen genauso wie die 15-jährigen! Und ich konnte nicht erkennen, daß da ein Betreuer mit im Wagen saß! Bei uns in Deutschland wäre es wohl im Wagen totenstill gewesen, weil jeder nu rmit seinem Handy beschäftigt wäre!

    Was mich dann aber doch etwas befremdet hat - der Tag wurde mit einem Fahnenapell vor dem Bahnhofsgebäude beendet (und vermutlich früh auch begonnen). Und die Fahne wurde mit der Nationalhymne eingeholt! In Sachen Nationalbewußtsein können wir als Deutsche von anderen Nationen wohl eine ganze Menge lernen!

    Gruß, Olaf

  • Hallo Olaf,

    da sind wir Uns ja fast über den Weg gelaufen, denn ich war auch im Juli 2015 bei der Kindereisenbahn. Dabei entstand auch das Bild, welches ich hier schon gezeigt habe. Bei der Kindereisenbahn sieht man immer wieder, dass die Jugendlichen eigenständig die Verantwortung für die Kinder übernehmen. Allein dies wäre in Deutschland undenkbar! Da bräuchte es eine ganze Sippe an erwachsenen Betreuungskräften und Sozialarbeitern, um eine solche Meute im Griff zu haben. :-D

    watch?v=Tzs7xxM2JM4

    Ganz sicher wurde am Vormittag die Nationalfahne im Rahmen eines Appells gehisst. (Dies wird in einigen Videos über die Kindereisenbahn auch so dokumentiert) In Ungarn sieht man an vielen Orten diese Überbleibsel aus der sozialistischen Ära. Aber die Ungarn waren damals schon etwas anders: Während des Sozialismus bewahrte man seine gewissen Freiheiten und nun bewahrt man sich einige durchaus sinnvolle Relikte, welche dem Bewusstsein der Gemeinschaft dienlich sind.

    Den Stolz auf die Nation haben sich die Ungarn während des Sozialismus und auch heute nicht verbieten lassen. Aber diesen Stolz gibt in den allermeisten Ländern Europas und er ist kein ungarisches Phänomen. Ob nun Polen, Tschechien, Schweiz, Frankreich, Dänemark usw. usf. ... Deutschland ist von Ländern mit Nationalstolz umgeben. Dies mag dem Deutschen nun gefallen oder nicht: Die Lage der Nation in Deutschland ist und bleibt die Ausnahme in Europa.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (13. Januar 2016 um 20:42)

  • Doch hier nun auch einen Blick auf den Streckenplan der Kindereisenbahn. Eingezeichnet sind auch der Sessellift bei János-hegy und die Schwabenbergbahn (Zahnradbahn) bei Széchenyi-hegy.

    Gruß, René

  • Hallo René und Olaf,

    habe mir eben mal den kleinen Film angesehen. Undenkbar für Deutschland. Das erinnert mich doch sehr an einen Fahnenappel mit Jungpionieren in der Schule. Vor allem diese "Massen" an Kindern. Das wäre hier doch gar nicht mehr möglich. Die Nachwuchssorgen der Vereine sind doch bekannt.
    Das ist ein großes Problem in Dt. mit dem Nationalstolz. Den haben die braunen Dumpfbacken vor Jahrzehnten leider völlig versaut. Wer das heute raushängen läßt landet ganz schnell in der rechte Ecke der Gesellschaft. Oder die kommen gar freiwillig an und denken man gehört zu ihnen. Wenn Dt. bis heute eine Nationalhymne hat, die nicht mal vollständig gesungen werden darf. Was soll denn so was. So wird man von den Nachbarn immer mal schnell wieder in das Dt. vor 1945 eingestuft. Aber scheinbar will man das hier nicht anders. Bei der Widervereinigung wäre sicher ein guter Zeitpunkt gewesen, sich endgültig von alten Klischees zu trennen. Aber es scheint in Dt. genug Kräfte zu geben, die lieber in alten Erinnerungen schwelgen.
    Aber wozu gibt es Hobbys, damit man sich ablenken kann.

    Viele Grüße
    Detlef der Pollofan

    Pollofan

  • Hallo,

    andere Länder, andere Sitten. Die Sitten aus Deutschland werden vom Großteil der europäischen Bevölkerung nicht geteilt. Ein Beispiel: Bevor Ungarn die Grenze zu Serbien in Röszke geschlossen hat und die Flüchtlinge dort über die Gleise der Bahnlinie Szeged - Subotica ins Land strömten, interviewten deutsche TV-Journalisten die dortig wohnhafte ungarische Bevölkerung. Die Menschen sagten, sie sind unzufrieden, weil sich die Flüchtlinge an keine Regeln halten würden. Grundstücke und Gärten wären Freiwild: Obst und Gemüse würde den Besitzer im Tausch gegen vollgekackte Windeln, Plastikflaschen und sonstigen Müll wechseln ... und dass schon über den ganzen Sommer hinweg. Dabei hat in ländlichen Regionen von Ungarn die Selbstversorgung noch einen hohen Stellenwert. Die deutschen Journalisten verunglimpften dann in ihrem Kommentar die dortigen Ungarn als unaufgeklärte Hinterwäldler, die den Segen des Flüchtlingsstroms in ihrem begrenzten Horizont nicht erkennen wollen. Dies wurde medial, die meinungsbeeinflussende Macht der Bilder ausnutzend, durch das Zeigen von einfachen Dorfhäusern unterstützt. Wo war da die später von deutscher Seite eingeforderte europäische Solidarität? Darf Deutschland diskriminieren und später Forderungen stellen? Dann braucht man sich von deutscher Seite auch nicht über das Verhalten des ungarischen Wahlvolks zu wundern. Wer übrigens permanent Herrn Viktor Orbán kritisiert, der hat die mittlerweile zweitstärkste Kraft im Lande um Herrn Vona Gábor gar nicht auf dem Schirm.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (14. Januar 2016 um 12:06)

  • Doch nun zurück zur Kindereisenbahn. Nochmals die Szene am Stellwerk ... nun aber in Farbe :) ... mit umsetzender Lok.

    Gruß, René

  • Hallo René,

    ich halt mich mal mit weiteren politischen Kommentaren zurück. Das ganze ist meiner Meinung nach in Europa völlig verfahren und wird auch kein Happy End werden.

    Ist der Lokschuppen auf dem Bild das ganze Bw der Bahn? Die Bahn scheint ja richtig attraktiv zu sein. Hätte ich nicht erwartet.

    Grüße
    Detlef der Pollofan

    Pollofan

  • Hallo Detlef,

    dies hier ist ja auch kein politisches Forum, wenngleich Eisenbahn natürlich auch nicht im luftleeren Raum existiert, die begleitenden Umstände also wohl auch gelegentlich diskutiert werden dürfen.

    Der Lokschuppen in Széchenyi-hegy ist natürlich nicht das Bw der Bahn. ;) Dies befindet sich am anderen Endpunkt der Bahn in Hüvösvölgy und ist gar nicht so klein. Ich habe es aber nicht einfach betreten. Hüvösvölgy ist auch der am größten dimensionierte Bahnhof der Bahn (vom Empfangsgebäude her). Hier befindet sich neben den obligatorischen betrieblichen und verkehrlichen Einrichtungen auch das Museum zur Geschichte der Pioniereisenbahn, Schulungsräume für die Kindereisenbahner und ein Bistro. Weiterhin befindet sich dort in der Nähe das Internat für die Kindereisenbahner, wo den Kindern und Jugendlichen natürlich auch einiges an Freizeitaktivitäten geboten wird. Die Arbeit bei der Eisenbahn steht ja nicht nur im Vordergrund des Tagesablaufes. Von Hüvösvölgy aus, wird den Zügen auch die Verpflegung für die Dienst verrichtenden Eisenbahner an den anderen Stationen mitgegeben.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (14. Januar 2016 um 23:15)