[HU] Kindereisenbahn Budapest

  • Hallo Holger,

    dies ist wohl wieder mal ein Thema für mich, wenn es recht ist. ;)

    Liste der ungarischen Mk45 für 760mm-Spur:

    - Mk45.2001 - einsatzfähig
    - Mk45.2002 - einsatzfähig, aber bei Entgleisung am 07.04.2015 bei Jánoshegy beschädigt
    - Mk45.2003 - einsatzfähig
    - Mk45.2004 - einsatzfähig
    - Mk45.2005 - einsatzfähig
    - Mk45.2006 - einsatzfähig
    - Mk45.2007 - verschrottet
    - Mk45.2008 - verschrottet
    - Mk45.2009 - Denkmal in Füzérkomlós
    - Mk45.2010 - verschrottet (Teile der Lokfront zieren das Bahnhofsgebäude von Hüvösvölgy)

    Ablauf der Erneuerungsmaßnahmen:

    Mit der Mk45.2003 begann im Jahr 2010 ein Remotisierungsprogramm in der MÁV-Fahrzeugreparaturwerkstatt in Szombathely. Sie wurde am 28. April 2010 zur Werkstatt gebracht und kam am 10. November 2010 zur Kindereisenbahn zurück. Nach ihrer Rückkehr wurde die Mk45.2004 in die Werkstatt überführt. Es folgten nacheinander Mk45.2002, Mk45.2005 und Mk45.2006. Die Mk45.2001 soll im Originalzustand ihrer technischen Ausstattung bei der Kindereisenbahn erhalten bleiben, wobei sie entgegen anderslautender Angaben nicht unter Denkmalschutz steht.

    Das Ziel der Remotorisierung ist die Verlängerung der Lebensdauer der Lokomotiven um weitere 25 Jahre.

    Einzelne Maßnahmen:

    - Einbau eines neuen Caterpillar-Motors vom Typ C 15 unter Beibehaltung des diesel-hydraulischen Antriebs bei einer Nennleistung von 373 kW
    - Erneuerung der Beleuchtung
    - Neugestaltung des Fahrerhauses
    - Installation eines neuen und vollständig geschlossenen Kühlwassersystems
    - Kühlwasser-Vorwärmsystem (Motor kann erst ab einer Temperatur von 40 Grad gestartet werden)
    - Erneuerung der Abgasanlage
    - Rekonstruktion der Drehgestelle bei Einbau neuer Radsätze
    - Erneuerung der Elektrik
    - Verringerung des Gesamtgewichtes auf 32 Tonnen

    Das war es dazu von meiner Seite.

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (17. Januar 2016 um 18:39)

  • Hallo Renè,

    ganz herzlichen Dank für die umfangreiche u. sehr aussagekräftige Antwort.
    Die Frage kam mir bei Christian`s Führerstandsfoto. Gefällt mir übrigens sehr gut.
    Dann dürften diese schönen Maschinen (vom heutigen Zeitpunkt) ja noch ca. 20 Jahre fit sein.

    Einen schönen Abend wünscht

    Holger

    @Detlef: Nach einem Blick auf die Karte könnte uns eine Übernachtung zwischen Prag u. Brünn bei einer Autofahrt nach Ungarn vor unliebsamen Folgeschäden (Haarschwund o. Ä.)
    bewahren, u. die Sache wesentlich erträglicher gestalten.
    Aber mein "Focus" ist 15 Jahre alt, u. hat mittlerweile 300 000 km auf dem Buckel. :zwink:

  • Gern geschehen, Holger. :spos:

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    Um nochmal zum Thema Kinder und Jugendliche bei der Kindereisenbahn Budapest zurückzukommen. Derzeit absolvieren 170 Kinder und Jugendliche aus ganz Ungarn ihren Dienst. Die Verfahrensweise hatte ich ja schon beschrieben. Hier ein Bild von der "Amtseinführung":


    Quelle: gyermekvasut.hu

    Ich zeige es, um mal zu verdeutlichen, wie gelungene Nachwuchsarbeit funktioniert. Es herrscht so ein Zuspruch, dass gar nicht jedes Kind (im wahrsten Sinne des Wortes) zum Zuge kommt.

    Gruß, René

  • Aber hier nun auch ein Bild vom Bahnhofsgebäude Hüvösvölgy. Im Eingangsbereich befinden sich Bistro und Fahrkartenausgabe, dann die Treppe hoch kommt man auf den Mittelbahnsteig, auf dem zwischen den beiden Gleisen noch das Dienstgebäude (Fahrdienstleitung, Museum etc.) zu finden ist. Wie man außerdem sieht: Ohne Fahne geht in Ungarn gar nichts. Wundert man sich in Deutschland, wenn man die Nationalfahne (außer zu Fußball-Meisterschaften) mal sieht, wundert man sich in Ungarn schon fast, wenn man die Fahne mal Irgendwo nicht sieht. So unterschiedlich kann die Handhabung sein. Die Bewertung dieses Sachverhaltes möchte ich aber jedem Einzelnen überlassen.

    Gruß, René

  • Hallo René,

    wenn ich mir so das Bild von der "Amtseinführung" betrachte und lese, das dort 170 Kinder sein sollen, fragt man sich schon was die alle so machen? Vor allem scheinen diese ja so anfangs etwa 10 Jahre alt zu sein. Es ist wirklich eine andere Welt. Das kann man mit Dt. absolut nicht mehr vergleichen. Sicherlich wird sich im laufe der Jahre so manches Kind wieder verabschieden und anderen Interessen nachgehen.
    Da hat die MAV ja auch richtig viel Geld in die Modernisierung der Loks gesteckt. Auch so etwas wird man in Dt. nicht mehr finden. Mit dem Erbe der Eisenbahn tut sich die DB auch recht schwer. Hatte mal am Rande mitbekommen, das die in Schwerin stehende V 36 (gehört dem DB Museum Nürnberg) von dem betreuendem Verein gern betriebsfähig gemacht werden wollte. Führte absolut kein Weg dorthin.

    Holger: Ob ich mich deinem "alten" Auto für eine Ungarnreise anvertrauen würde, kann ich gar nicht sagen. Das kostet dann ja noch zusätzliche Nerven. 300 000 km sind schon eine Hausnummer meine ich. Bisher waren meine Autos so bei 200 000 km angelangt, bevor ich sie gegen ein neues getauscht habe. Also pflege es immer gut und spendiere ihm ab und an einen extra Schluck gutes Motorenoil. :zwink:

    Viele Grüße
    Detlef der Pollofan

    Pollofan

  • Hallo Detlef,

    wie geschrieben, die Kinder sind ja nicht permanent vor Ort und kommen nur gelegentlich für einen Dienst nach Budapest. Die Planer sollen wohl eher Probleme haben, die Kinder auch mit Diensten zu versorgen. Ich glaube, es war 2012, wo ich gelesen habe, dass man sogar über 200 Kindereisenbahner in jenem Jahr zur "Amtseinführung" hatte und ausgebildet hat.

    Soweit ich weiß, führt die Museumsbahn in Nagycenk unter Obhut der GYSEV auch noch den Betrieb mit Kindern durch, wobei diese meist nur am Wochenende verkehrt, was die Organisation vereinfacht.

    Gruß, René

  • Hallo Detlef,

    sicher ist die Kindereisenbahn Budapest etwas Besonderes, aber so ganz kann ich deine Aussage, dass es sowas in D nicht gibt, nicht stehen lassen. Ich möchte nochmal betonen, dass auch bei uns 12 (!) Parkeisenbahnen (ehem. Pioniereisenbahnen) nach einem ähnlichen Muster mit Kindern und Jugendlichen betrieben werden. Wenn auch nicht ganz in diesen Dimensionen, dafür aber in 12 Städten. Die größten hierzulande sind Berlin (7,5 km) und Dresden (5,6 km), aber auch die anderen müssen sich nicht verstecken. Wir in Cottbus (3,2 km) können, dank ständiger Bemühungen unseres Verantwortlichen für Kinder- und Jugendarbeit, jedes Jahr auch um die 10 neuen Parkeisenbahner ab 9 Jahre (zusätzlich zu den Älteren) begrüßen, es sind sogar wieder ein paar Mädchen dabei.

    Schau mal hier: http://www.parkeisenbahn-verein.de

    Man muss also nicht gleich mit dem Auto nach Budapest fahren (es gibt, nebenbei bemerkt, eine umsteigefreie Zugverbindung im bequemen Schlafwagen ab Dresden...), sondern kann sich zur Einstimmung auch erst mal die deutschen Parkeisenbahnen ansehen.

    Eine Übersichtsliste findet sich hier:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pioniereisenbahn

    Und wenn man auf den Geschmack gekommen ist, kann man sich ins Russische Riesenreich begeben, da gibt es in Sachen Kindereisenbahnen einiges zu entdecken. In Jekaterinburg sogar eine betriebsfähige Dampflok der Mansfelder Bergwerksbahn ;)
    http://www.dzd-ussr.ru/towns/index.html

    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Christian,

    ich glaube nicht, dass Detlef die Arbeit der Parkeisenbahnen in Deutschland diskriminieren wollte. Er meinte wohl nur, dass die Dimensionen dieser Eisenbahn in Mitteleuropa (und dazu zählt Ungarn geographisch) relativ einzigartig sind.

    Natürlich gibt es auch hierzulande interessante Parkbahnen. Ich fahre mit meiner Tochter öfters zur ehemaligen Pioniereisenbahn in Bernburg. Dort fahren wir dann mit dem Zug und besuchen den Tierpark. In Bernburg hat man sich allerdings nach der Wende von der Arbeit mit Kindern verabschiedet.

    Bei der Kindereisenbahn in Budapest findet man einige Attribute, welche deutsche Parkbahnen nicht erreichen:
    - Betriebsführung durch die reguläre Staatsbahn
    - Bahn mit dem Charakter einer Gebirgsbahn
    - Streckenlänge 12 Kilometer
    - ganzjähriger täglicher Betrieb
    - Triebfahrzeuge, welche in Deutschland bei Schmalspurbahnen eingesetzt werden, welche nach ESBO und nicht nicht nach BOP betrieben werden
    - Einsatz von Kindern und Jugendlichen in großer Anzahl aus dem ganzen Staatsgebiet

    Insofern hat die Kindereisenbahn Budapest eben die Attribute einer 'richtigen' Schmalspurbahn und nicht die einer Parkbahn.

    Also, wie gesagt: Niemand möchte hier die Arbeit der deutschen Parkeisenbahner schlecht reden! Der neue Eigentümer der Parkeisenbahn Vatterode entstammt beispielsweise dem Umfeld der Dresdner Parkeisenbahn. Es wird dort also hervorragende Arbeit geleistet, bis hin zu den Jugendaustauschen zwischen den Kindereisenbahnen Dresden und Budapest!

    Gruß, René

    Einmal editiert, zuletzt von rekok73 (18. Januar 2016 um 17:01)

  • Hallo in die Runde,

    als Diskrimminierung habe ich das auch nicht verstanden, so sollte das nicht rüberkommen. Detlef hatte nur in vorherigen Beiträgen geschrieben, dass er nicht wisse, ob die deutschen Parkeisenbahnen noch Kinder und Jugendliche ausbilden und das die Vereine bekannte Nachwuchssorgen haben. Diese Fragen wollte ich damit beantworten.

    Die Parkeisenbahnen haben weniger Nachwuchssorgen, als reine Museumsbahnvereine, weil es für Kinder interessanter ist, mit gleichaltrigen in einem auf Kinder ausgelegten Umfeld tätig zu sein. Wie ich schon einmal schrieb, werden die Parkeisenbahnen im Umkehrschluss aber von vielen Eisenbahnfans wenig wahrgenommen, da Fahrzeuge und Technik nicht den musealen Ansprüchen der Verkörperung einer bestimmten Bahnepoche entsprechen. Vielleicht könnten aber beide Seiten voneinander lernen. Denn die Parkeisenbahnkinder arbeiten ja eher im Betrieb mit als in der Instandhaltung und Aufarbeitung, da gibt es dann auch "Personalmangel"

    Die Besonderheiten der Kindereisenbahn Budapest sind ohne Frage sehr sehenswert. Die deutschen Parkeisenbahnen sind aber auch "richtige" Schmalspurbahnen und keine Feldbahnen. In Berlin, Cottbus und früher auch in Halle sind z.B. teilweise Fahrzeuge der alten M.P.S.B. im Einsatz. Öffentliche Kleinbahnen mit 600 mm Spurweite sind zwar seltener, aber es hat sie auch gegeben.

    Und für eine Fahrt nach Budapest kann ich den Nachtzug ab Dresden nur empfehlen, mit dem Auto würde ich mir das auch nicht antun. Die Kindereisenbahn ist bequem mit der Straßenbahnlinie 61 zu erreichen. Das war als Tip gedacht.

    Viele Grüße,
    Christian

    PS: @ Detlef: Ich schaue übrigens regelmäßig auf deiner Seite Eisenbahnen in MV rein, sehr schön gemacht und immer aktuell! Danke dafür!

  • Hallo Christian,

    Deine Aussagen kann ich nur unterstützen. Der Mangel an Nachwuchs bei den Museumsbahnen könnte u.U. auch daran liegen, dass die Erwachsenen wenig Interesse an Jugendarbeit haben, sondern ihr eigenes Ding machen, in dem sie selbst "Eisenbahn spielen"! Für viele ist es ein Traum aus Kindertagen, den sie sich erfüllen. Sie werden also mental selbst wieder zum Kind (im positiven Sinne). Da bleibt dann für kind- und jugendgerechte Nachwuchsarbeit wenig Platz. Dies soll keine Diskriminierung der ehrenwerten Arbeit der Museumsbahner sein. Mir drängt sich nur manchmal dieser Eindruck auf, wenn ich es aus der Sicht eines Berufseisenbahners betrachte. ;) Wenn die Museumsbahner über ihren Schatten springen würden und auf das Potential der Jugendarbeit der heutigen Parkeisenbahnen zurückgreifen würden (man müsste sich eben dazu herablassen), dann gäbe es weniger Nachwuchssorgen. Man sollte den Nachwuchs abholen, wo er zu finden ist. Dies war ja auch der ursprüngliche Sinn der Pioniereisenbahnen. Nachwuchs für die DR zu generieren. Warum heutzutage also nicht für Museumsbahnen? :confused: Fast jede Feuerwehr hat ihre Jugendgruppen, warum kaum ein Museumsbahnverein? Jammern hilft da wenig, sondern Tun! :)

    Gruß, René