Zwischen Nebitzschen und Kroptewitz

  • Guten Abend,
    Da Kaolin ja schon mal ein wichtiger Grundstoff für Keramik ist und es wohl in vielen Bereichen dazu noch keine Alternative gibt, bzw teilweise auch gar nicht gewollt ist wird man Kaolin wohl noch lange brauchen. Es findet ja wohl auch noch anders wo Verwendung so wie ich gehört habe.
    Die bisher bekannten Ksolinvorkommen hier in de Region reichen bei derzeitiger Ausbeute noch mindestens 100 Jahre abeer man vermutet das noch mehr Vorkommen hier sein werden. Also ich denk das Zeug wird weder überflüssig noch in meiner Zeit alle.
    Gruß Roger

  • Hallo Roger , habe eine PN an Dich gesendet ( oder es zumindest versucht ) - kam diese an ? Gruß Knut ! ;)

  • Hallo,

    nun, ich schrieb nicht, dass man auf 750 mm gar keine Container transportieren kann, sondern dass es schwierig ist. Das hängt natürlich auch davon ab, über welche Art Container wir reden. Immerhin ist die Kippgefahr höher als bei Meterspur. Das nächste Problem besteht in den Kurvenradien und dem "Ausschwenken" der Container (bzw. der Tragwagen) in engen Gleisbögen - bei größeren Containern durchaus ein Problem. Das ein normaler, einfacher Standardcontainer für das betrachtete lose Schüttgut ungeeignet ist, sollte nach den Ausführungen von Roger und anderen hier im Thread einleuchtend sein.

    Nächstes Problem: Die Stützmauer in Oschatz und die damit verbundene Achslastbeschränkung. Genau die macht einen Rollfahrzeugverkehr sehr unattraktiv. Welche Einschränkungen sich hieraus für einen Containerverkehr ergeben, hängt von den Tragwagen und den eingesetzten Containern ab. Natürlich könnte man die Stützmauer sanieren/ertüchtigen, das wird aber nicht billig...

    Ich bin auch skeptisch, dass man vorhandene Rollfahrzeuge einfach für den Containertransport umbauen dürfte, ohne dafür eine Zulassung zu beantragen. Vermutlich wäre der LfB bei sowas durchaus etwas entgegenkommender als das EBA, aber ganz ohne seine Zustimmung wäre es rechtlich sehr bedenklich.

    Zudem sollte man im Hinterkopf haben, was am anderen Ende der Transportkette mit dem Ladegut passiert. Viel wichtiger als die Keramikherstellung ist vor allem die Nutzung von Kaolin in der Papierindustrie (als Füllstoff und Pigment). Wenn die Empfänger gern weiterhin normale Güterwagen entladen möchten und nicht bereit sind, in Containerumschlagtechnik zu investieren, wird es keine KV-Lösung geben. Heute wird das Kaolin zumeist in Schüttgutwagen mit Schwerkraftentladung (Gattungen Tds, Tads, Ta(n)oos,...) verladen. Normale E- oder Ea-Wagen verwendet man heute nicht mehr, da die Entladung viel zu aufwändig wäre. Manche Kaolinwerke versenden auch palettierte Ware mit der Bahn in Schiebewandwagen oder sogar Slurry (aufgeschlämmtes Material) in Spezialwagen.

    Ein Kaolin-Transport unter Nutzung der Döllnitzbahn kann nur funktionieren, wenn er über die gesamte Logistikkette von der Produktion beim Kaolinwerk bis zur Verarbeitung bei den Abnehmern wirtschaftliche Vorteile gegenüber der jetzigen Lösung bringt. Die jetzige Lösung besteht nun im wesentlichen darin, das Kaolin direkt im Werk auf einen großen LKW zu schütten, nach Riesa zu fahren (Fahrtdauer ca. eine Stunde), dort vermutlich über ein Lager in Schüttgutwagen zu kippen, diese zum Kunden zu fahren und dort schließlich einfach per Schwerkraft in einen Vorratsbunker zu entladen. Dabei passen in einen LKW (40-Tonner) etwa 25 t Kaolin und in einen vierachsigen Güterwagen je nach Streckenklasse beim Empfänger etwa 60...65 t. Um 1.000 t Kaolin zu transportieren müssen also etwa 16 vierachsige Güterwagen beladen und 40 LKW-Fahrten (hin und zurück) durchgeführt werden.

    Zuletzt wurde die Verladeanlage in Oschatz planmäßig bis zu zweimal pro Woche von DB Cargo bedient, faktisch wurde aber nicht jede Woche Kaolin verladen und abgeholt (es gibt noch einen zweiten Güterkunden in Oschatz). Ob jetzt via Riesa wieder mehr auf die Bahn umgeschlagen wird, kann ich nicht sagen. Vermutlich kann selbst das Kaolinwerk kaum genau prognostizieren, welche Mengen vielleicht in fünf Jahren mit der Eisenbahn transportiert werden, weil sich die Lieferverträge und damit die Transportrelationen heutzutage viel häufiger ändern können als früher.

    MfG Jan

  • Achja, zum Thema Vevey-Rollböcke: Aus meiner Sicht ein gutes System, das sich auch auf verschiedenen Meterspurstrecken bewährt hat. Wäre dieses System denn auch auf 750 mm Spurweite übertragbar?

    MfG Jan

  • Hallo Jan,
    Das die Seecontainer für unsere Schmalspurbahn in ihren Dimensionen zu groß sind stimmt so nicht.
    Eine 20ft Conainer, wie er für Schüttgüter Verwendung findet hat die Abmessenen von (L, B, H) 6,058m, 2,438m, 2,591m. Demot kann man den sogar von weiten durch unser Lichtraumprofil werfen. Ein schmalsupriger Personenwagen (ex Traglaster) in der Reko-Version der SDG ist 12,5m, 2,5m, 3,4m.
    Also schon deutlich größer.
    Selbst ein 40ft HC Seecontainer hat nur Abmessungen von 12,192m, 2,438m, 2,896m. Da Schmalpurwagen das Lichtraumprofil in der Höhe längst nicht ausschöpfen ist da also noch viel Luft.
    Wenn unsere Strecke selbst für den Transport eines regelspurigen vierachsigen Facs vom Lichtraum her ausgelegt ist passt ein Container locker durch.
    Was man in Bulgarien mit den Wagen gemacht hat weiß ich nicht, aber eine Baureihe 75,76 oder 77 ist gut 3,5m hoch da kann ich mir nicht vorstellen das es da am Lichtraumprofil liegen wird. Ich vermute eher das da auch Schüttgut rein kam und man bei dem hohen Gewicht den Schwerpunkt tief haben wollte damit die Sache besser auf der Schiene liegt, immerhin fahren die 70 auf der Strecke.
    Nun was die Stützmauer in Oschatz betrifft ist das natürlich im Momen schon ein Problem. Aber im Zuge der übrigen Streckensanierung wird auch das behoben. Genau wie auch die Döllnitzbrücke in Oschatz saniert werden wird womit beides behoben ist.
    Selbst wenn Streckenmäßig ein Rollbockverkehr oder alles andere möglich ist ist damit längst noch nicht gesagt das es dann auch gewollt ist. Natürlich fährt die Bahn noch Gas von Riesa nach Oschatz und hat damit noch einen Kunden. Du willst aber nicht wissen was die zu Zeiten der Kaolinverladung in Oschatz immer für ein Drama drauß gemacht haben auf die Verladehalle auf der anderen Seite des Bahnhofs mit zu bedienen.
    Gruß Roger

  • Hallo Roger,

    mir ist schon klar, dass das Lichtraumprofil eher weniger das große Problem sein dürfte, erst recht nicht die Höhe. Es geht eher darum, was bei Bogenfahrten mit den Ecken passiert, wenn der Container recht lang ist und der Tragwagen, so wie hier verlinkt, vorne und hinten noch darüber hinaus ragt (sprich: länger ist). Ich habe nicht angezweifelt, dass man einen 20-Fuß-Container transportieren könnte.

    Die Stützmauer in Oschatz war schon zu DDR-Zeiten ein Problem und hat verhindert, dass die IV K durch größere (schwerere) Triebfahrzeuge ersetzt werden konnten. Damals bei der Streckensanierung um 1980 hat man das nicht lösen können oder wollen, obwohl seinerzeit doch erhebliche Mittel investiert wurden. Meinst du, dass man das jetzt mit machen wird?

    Zum Thema DB: Wenn ein Kunde alle paar Wochen mal eine Hand voll Wagen versenden möchte, ist das für keine Güterbahn sonderlich attraktiv. Immerhin bietet DB Cargo sowas prinzipiell überhaupt noch an, da muss man auch erstmal jemand anderen finden, der dazu bereit ist. Klar, regelmäßige Ganzzüge wollen und können alle fahren, aber dafür reichen die verladenen Mengen derzeit eben nicht aus...

    MfG Jan

  • Die Jahresproduktion des Kaolinwerkes liegt heute bei ca. 100 000 Tonnen wovon momentan ca. 10 000 Tonnen per Bahn weggehen. Letzteres hängt aber halt auch mit der umständlichen Umladerei zuammen.
    Wo ich vor ca. 8 Jahren mal mit einen aus der Chefetage in Hirschau gesprochen habe sage der mir das dort gut 50 bis 60% per Bahn weggehen und das dies in Kemmlitz auch möglich wäre wenn man die Wagen direkt im Werk beladen können.
    Wenn man dem glauben darf wäre das schon eine beachtliche Hausnummer.