Unterwegs auf Harzer Gleisen

  • Hallo Michael,

    das haben Anfang 2010 selbst die Personale in Gernrode nicht geglaubt. Damals ging es eher um praktischere Dinge, wie die Lok gerne aus Platzgründen aus dem Lokschuppen (möglichst nach Wernigerode) haben zu wollen (er ist ja schließlich noch täglich genutzt, nicht wie z.B. Ilfeld oder Benne) oder wenigstens mal auf einen anderen Stand im Lokschuppen stellen zu können, was aber aufgrund der fehlenden Rollfähigkeitsbescheinigung einfach nicht möglich war. Ich glaube, der Wunsch, eine rostende Lok, die nur Platz im beengten Lokschuppen benötigt, einfach loswerden zu wollen, ist nachvollziehbar. Immerhin hat sich dieser Wunsch 2 Jahre später tatsächlich erfüllt und sogar noch in betriebsfähiger Aufarbeitung. Nun ist sie schonwieder 4 Jahre im Betriebseinsatz. Immerhin. Das hätte Anfang 2010 wirklich Niemand für möglich gehalten.

    Die Lok wurde dem FKS zur Pflege übergeben, blieb aber im Eigentum der HSB.

    Gruß, René

  • Genau dieses Verlangen habe ich im vorhergehenden Beitrag doch beschrieben. :zwink: Dies in der Nachbetrachtung zu äußern, finde ich als Anekdote legitim, es intern zu äußern, ist natürlich richtig, es gegenüber Besuchern zu äußern ... naja. :rolleyes:

    Und noch eine Bitte: Im von mir eröffneten Thema würde ich mich über Grußformeln freuen. Danke. :wink:

    Gruß, René

  • Am Todesstreifen

    Hallo,

    auch heute war ich wieder einmal mit meiner Tochter beim Tierheim in Eckertal (Stadt Bad Harzburg). Mit zwei Hunden liefen wir eine große Runde durch den Schimmerwald, welcher auch von der Trasse der ehemaligen Bahnlinie Ilsenburg - Eckertal - Bad Harzburg durchquert wird. Die Bahnlinie überquerte den Grenzfluss zwischen den Bahnhöfen Stapelburg und Eckertal auf einer noch vorhandenen Brücke. Während ansonsten sämtliche Gleisanlagen der Strecke zurückgebaut wurden, hat auf der Brücke ein kurzer Gleisrest die Jahrzehnte überdauert. Die Schienen tragen die Bezeichnung 'UNION 1907'.

    Diese beiden Bilder sind schon ein wenig älter (nämlich aus dem Jahr 2011), aber mit den Hunden haben wir heute keine Bahndammwanderung gemacht, sondern sind zur Straßenbrücke über die Ecker zwischen den Orten Stapelburg (Sachsen-Anhalt) und Eckertal (Niedersachsen) gelaufen. Am Rande der Bebauung der Ortschaft Stapelburg steht dabei dieser Gedenkstein. Gut ist das Ortseingangsschild von Eckertal zu erkennen, ebenso das Geländer der Eckerbrücke, eines kleinen Flusses (manchmal fast eher schon eines Rinnsales), der hier die nahezu unüberwindbare Grenze bildete. In Sicht- und Rufweite stehen die Häuser von Eckertal. Hätte man diese paar Meter vor 30 Jahren überwinden wollen, wäre dies im besten Falle der Gesundheit, mit hoher Wahrscheinlichkeit aber dem Leben sehr abträglich gewesen. Nahezu jeden Tag überquere ich heutzutage diese Brücke auf dem Weg zum Dienst oder zum Tierheim. Zum Glück hat dieser Spuk vom 'antifaschistischen Schutzwall' der DDR nun schon lange ein Ende. Für meine Tochter ist die Existenz dieses ehemaligen Todesstreifens glücklicherweise ähnlich märchenhaft, wie es eine Geschichte über 'Marsmenschen' wäre.

    Entlang der Ecker (und auch zwischen Straßen- und Eisenbahnbrücke) verläuft der Grenzweg, welcher in diesem Bereich durch seine natürlichen Auwälder sehr eindrucksvoll ist. Besonders im zeitigen Frühjahr, wenn hier der geschützte Märzenbecher (Frühlingsknotenblume) blüht, offenbart sich dieses Kleinod der Natur, welches ich anderen Bahnfreunden, die vielleicht einen kurzen Abstecher unternehmen möchten, gerne empfehlen möchte.

    Sperrzone Stapelburg

    40 Jahre war Stapelburg als Grenzort von der Außenwelt abgeschnitten. Die alte marode Eckerbrücke, einst Verbindung zwischen Bad Harzburg und Stapelburg, bildete nun die Grenze zwischen DDR und BRD. Sie war umgeben von Stacheldraht, Mauern und Barrieren. Obwohl seit 1952 infolge der Grenzverhältnisse eine ordnungsgemäße Unterhaltung der Brücke nicht mehr möglich war, hatte die sogenannte Grenzkommission 1976 festgelegt, die Eckerbrücke nicht abzureißen.

    Diese Entscheidung erwies sich als Glücksumstand, denn unmittelbar nach der historischen Öffnung der innerdeutschen Grenze strömten am 11. November 1989 tausende Menschen aus Ost und West nach Stapelburg. Zunächst ging es zaghaft zu Fuß über den kleinen Grenzfluss, aber bald darauf sammelten sich auch Fahrzeuge, um die Grenze zu überqueren.

    In engagierter Nachtarbeit wurde die Eckerbrücke durch Betonfertigteile und zwei Stahlträger verstärkt, so dass bereits am 12. November 1989 um 13.42 Uhr die Straßenbrücke für den Autoverkehr freigegeben werden konnte.

    Der geforderte Wiederaufbau der Eisenbahnverbindung Ilsenburg - Stapelburg - Eckertal - Bad Harzburg wurde nicht realisiert. Es wurde dann eine Neubaustrecke zwischen Stapelburg und Vienenburg errichtet, welche an der alten Grenzlinie auf die ehemalige Trasse der M.H.E.-Hauptstrecke Heudeber-Danstedt - Vienenburg / Grauhof trifft. Somit wurde der Lückenschluss vollzogen. Die Trasse der alten Bahnlinie mit ihren vielen kleinen Brücken liegt seitdem im Dornröschenschlaf im Schimmerwald. Anhand von Schotterplanum und vereinzelten Hektometersteinen lässt sich ihr Verlauf aber auch in der Gegenwart noch sehr gut nachvollziehen.

    Viele Grüße, René

  • Hallo Renè,

    damit hast Du bei mir eine Ecke in Erinnerung gerufen, die ich noch nie gesehen habe. Immer kam etwas dazwischen.
    Der ehem. Bahnhof Eckertal, die Bahnbrücke u. vor allem die Eckertalsperre!
    Die lag auf den Landkarten der DDR noch ein ganzes Stück hinter dem Brocken genau auf der Grenze. Daher hatte sie für mich fast etwas mystisches, weil unerreichbar. Das Schwarze Meer war bedeutend einfacher zu erreichen, u. allein diese Tatsache veranschaulicht den ganzen Wahnsinn.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Eckertalsperre

    Beste Grüße

    Holger

  • Hallo Holger,

    eine Wanderung zur Eckertalsperre ist sehr schön ... und weit ist es ja nicht. Man kann von Eckertal zur Talsperre wandern, von dort nach Harzburg und mit dem regelmäßig verkehrenden Bus zurück nach Eckertal (natürlich geht die Runde auch von Harzburg aus).

    Der Bahnhof Eckertal ist in Privatbesitz und gut eingezäunt, somit schlecht zugänglich. Da wäre es vielleicht angebracht, zunächst zu fragen, ob man fotografieren darf (und die Bilder später veröffentlichen möchte). Man kann allerdings dort übernachten, denn es gibt im Bahnhof nun Ferienwohnungen.
    Bahnhof Eckertal

    Ich muss mal schauen: Ich habe noch ein Bild aus 2011. Da wurde der Bahnhof nach Leerstand gerade saniert und war noch zugänglich. Da ich aber zur Schicht muss, habe ich gerade keine Zeit für solche Aktionen. :zwink:

    Viele Grüße,
    René

  • Feierabend und trotz Sturmtief 'Axel' pünktlich zwischen Harz und Heide unterwegs gewesen :klatsch: ... und somit ein guter Grund, dass Bild vom Bahnhof Eckertal zu zeigen. Die Gleisanlagen sind entfernt, die ehemalige Bahnsteigkante jedoch gut erkennbar. Wie schon erwähnt, entstand dieses Bild im Jahr 2011:

    Gruß, René

  • Hallo Renè,

    danke für das Foto vom Bhf. Eckertal. Eine Reaktivierung der alten Strecke Stapelburg - Eckertal - Bad Harzburg hätte gewiß auch seine Reize gehabt, zumal sich Eckertal als Ausgangspunkt für schöne Wanderungen (Talsperre) angeboten hätte.
    Eine ähnliche Nutzung mit Ferienwohnungen wäre vielleicht auch etwas für Alexisbad u. Mägdesprung. Im Bhf. Güntersberge kann man auch übernachten.
    Noch etwas zum Eckertal:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ecker

    Ein ganzes Stück oberhalb vom Bhf. Eckertal befindet sich noch heute eine alte Pappen (Papier) fabrik. Da hat es bei mir gleich wieder geklingelt. :frech:
    Gab es dort in grauer Vorzeit einen Feldbahnbetrieb? In der Vorkriegszeit vielleicht eine Schienenverbindung zum Bhf. Eckertal? Der Blick in alte Messtischblätter gibt keine 100%ige Antwort.
    Früher waren die Flußtäler mit allerlei Gewerbe belebt, schon um die Wasserkraft zu nutzen. Heute wirkt so eine alte Fabrik fast wie ein Fremdkörper, zumal sie wohl noch immer in Betrieb ist!

    In meiner Heimat gab es ca. 1 km südlich des Dorfes Seega, nahe des Wipperdurchbruches u. direkt an der Wipper gelegen, auch eine alte Pappenfabrik. Mittels einer sehr idyllisch gelegenen Feldbahn wurde dort noch in den achtziger Jahren die feuchte Pappe zum Aufhängen in Trockenschuppen transportiert. Überall blühten Gänseblümchen, u. das Federvieh war auch reichlich präsent. Ein herrliches Fleckchen am Wasser war das ...

    Beste Grüße aus Mahlsdorf (seit letzter Nacht nun auch mit dem weißen Katastrophenpulver bedeckt)

    Holger

  • Hallo Holger,

    ob die Pappenfabrik mal über eine Feldbahn verfügte, ist mir auch nicht bekannt. In Betrieb ist die Fabrik aber noch.

    Viele Grüße von Unterwegs, René :wink: