Auf geht's zur Wilden Zicke...

  • Prolog

    Hallo,

    in meiner frühen Jugend war ich häufig in Bad Kösen. Das letzte Mal ist ziemlich genau 30 Jahre her. Doch nun sorgt ein Reha-Aufenthalt meiner Tochter für einen erneuten Besuch. Ich war gespannt, die Umgebung ein weiteres Mal entdecken zu können. Ein erster Weg führte mich am Samstag zum Bahnhof, an welchem ich in früherer Zeit so oft angekommen bin. Und heute? Ein verfallenes Ensemble eines ehemaligen Wahrzeichens der Stadt erwartete mich. Ein Teil des Gebäudes ist nach jahrelangem Leerstand mittlerweile abgerissen, nur der markante Mittelteil zeugt noch im verfallenen Zustand von ehemaliger Pracht. Vom Kurpark aus gelang mir dieses Bild, welches die Trostlosigkeit zumindest ein wenig kaschiert.

    Lange Rede, kurzer Sinn. Ich möchte zum Thema kommen und da ist sie, die wilde Zicke. Sie hat ihr Zuhause im Tierpark von Bad Kösen.

    Nun lasst euch mal keinen Bären aufbinden, denn zur Wilden Zicke komme ich etwas später. Zunächst ging die Fahrt zur Rudelsburg, einer der schönsten Burgen 'an der Saale hellem Strande'. Im Vordergrund befindet sich jedoch die Burg Saaleck, im Hintergrund die Rudelsburg.

    Auf der Rudelsburg angekommen, ging es zum Mittagessen in das Restaurant, um danach gut gestärkt den Aufstieg zum Bergfried zu meistern.

    Vom Turm der Burg hat man diesen Blick auf das Saaletal in Richtung Bad Kösen. Leider war am Samstag das Wetter etwas trübe.

    Danach ging die Fahrt nach Naumburg, um ein wenig die Innenstadt unsicher zu machen. Hier pendelt sie nun wirklich, die Wilde Zicke, wie die historische Straßenbahn auf Meterspur auch genannt wird. Und für den folgenden Tag (also der heutige Sonntag) war sogar ein besonderes Highlight angekündigt.

    Leider regnete es am Samstag gelegentlich, aber am Theaterplatz machte ich trotzdem dieses Bild einer Probefahrt des für den Folgetag angekündigten Triebwagens.

    Das Geschehen vom heutigen Sonntag folgt in einem zweiten Teil. Vielleicht habe ich schon ein wenig die Geschmacksknospen einiger Leser angeregen können. Das würde mich freuen.

    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo Rene,
    ja, eine schöne Ecke hast Du da bereist! Der Zustand der Bahnhöfe an der Saalestrecke ist allerdings insgesamt deprimierend. So ist das eben: Nur noch in den Metropolen gibt es Leben in den Bahnhöfen, in der "Provinz" veröden sie und man weiß nicht, ob der Abriß oder der Verfall mit seinem Vandalismus und seinen vernagelten Fenstern das größere Übel ist. Umso leuchtender ist das Beispiel der Naumburger Straßenbahn! Immer wenn ich dort bin, gönne ich mir eine Fahrt. Und das Gradierwerk in Bad Kösen sowie das romanische Haus sind ja auch sehr sehenswert. Man kann schöne Wanderungen dort unternehmen, z.B. von Dornburg über Bad Sulza nach Bad Kösen und mit dem Zug zurück oder man mietet sich in Naumburg im Blütengrund ein Paddelboot, läßt sich vom Vermieter nach Camburg fahren und paddelt gemütlich saalabwärts zurück nach Naumburg.
    Bin gespannt auf die nächsten Bilder,
    Gruß,
    Rolf

  • Hallo Rolf,

    es ist wahr und man gestatte mir dieses kleine Zwischenspiel: Diese Gegend am Zusammenfluss von Saale und Unstrut ist wirklich einen Besuch wert. Man hat viele Möglichkeiten für Unternehmungen. An beiden Abenden waren wir beim Kloster Pforta direkt an der Saale im Fischhaus. Ein Aufenthalt ist dort genauso empfehlenswert, wie eine Tischreservierung. Ein gemütlicher Flecken Erde in schöner Umgebung. Da kann man bei gutem Essen und einem Glas Wein aus der Region einen niveauvollen Abend verbringen. Das nahegelegene jahrhundertealte Kloster Pforta ist sowieso einen Besuch wert.

    Auf jeden Fall wollen wir im Sommer nochmal in die Region fahren, wenn die Saaleschifffahrt zwischen Bad Kösen und Rudelsburg pendelt und die manuell betriebene Seil-Fähre in Betrieb ist. Dann werden wir auch einen Abstecher nach Freyburg an die Unstrut mit dem imposanten Schloss Neuenburg unternehmen. Und die Wilde Zicke steht vielleicht auch wieder auf dem Programm.

    Freundlichen Gruß, René

  • Hauptteil

    Hallo,

    am Morgen des 19. Februar öffnete ich in der Pension die Augen und die ersten Sonnenstrahlen kitzelten schon die Nase. Doch vor den Aktivitäten stand ein gemütliches Frühstück an erster Stelle. Da es in der Nacht ziemlich kalt gewesen war, durfte ich dann erstmal die Scheiben des Autos freikratzen, aber dann fuhr ich zur Klinik, um Frau und Tochter abzuholen, die schon auf mich warteten. 'Heidi', das ehemals bekannte schielende Opossum aus dem Leipziger Zoo musste in Gestalt eines Plüschtieres aus der Spielzeugmanufaktur auch noch mit. Da es ja zur Wilden Zicke gehen sollte, versprach es Demnach, ein tierisches Vergnügen zu werden.

    Doch zunächst besuchten wir das imposante Gradierwerk von Bad Kösen, welches ab 1779 errichtet wurde. Es hat immerhin eine Länge von 325 Meter und eine Höhe von 13 Meter. Da es oberhalb des steilen Saaleufers steht, ist das Bauwerk natürlich absolut prägend für das Ortsbild.

    An den Bündeln aus Schwarzdorn lagert sich Gips und Magnesiumkarbonat ab und so stellte meine Tochter richtig fest: 'Sieht aus, wie Korallen an Land, obwohl gar kein Meer in der Nähe ist.' Aber immerhin ist die Luft ja salzhaltig, also fühlt man sich schon bei Wind, als ob eine Meeresbrise um die Nase weht.

    Nun folgt ein Bild über die Saale hinweg auf den idyllisch gelegenen Ort Bad Kösen. Am gegenüberliegenden Saaleufer befindet sich der Tierpark, in welchem die wilde Zicke aus dem Prolog die Besucher um die an der Kasse erworbenen Futtertüten erleichtert.

    Nach diesem kleinen Abstecher folgte die Fahrt nach Naumburg. Da ich mein Dasein gegenüber anderen Zeitgenossen nicht überbewerte und das Lebensmotto somit 'Kleine Meise, großes Herz' lautet, passte es sehr gut, die Fahrt mit der Wilden Zicke an der Endhaltestelle Vogelwiese zu beginnen. Man kommt so freundlich und relativ entspannt durch's Leben. Das Ziel eines Eisenbahners ist immer der Bahnhof ... und so war es ja dann auch in diesem Fall. Also: Alles richtig gemacht!

    An der Baustelle zur Verlängerung der Strecke zum Salztor erreichten wir den Ausgangspunkt unserer Fahrt, mussten aber noch ein paar Minuten warten. Nicht lange und der Triebwagen fuhr in den Gleisbogen vor der Endhaltestelle.

    Es herrschte Andrang. Ab der folgenden Haltestelle Theaterplatz war dann auch jeder Platz im Triebwagen besetzt. Es nahte die Abfahrtzeit: Bitte einsteigen!

    Der Fahrer räumte extra seinen Platz und auch Dinge aus dem Blickfeld, welche nicht typisch für eine Straßenbahn sind, damit ich dieses Bild vom 'Führerstand' machen konnte.

    Nun konnte die Fahrt beginnen, welche ein Erlebnis war. Der Schaffner verkaufte die Fahrkarten und sagte die Haltestellen an und so führte uns die Fahrt am Marientor und dem Depot vorbei, auf dem letzten Abschnitt steil abwärts zum Hauptbahnhof. Auf diesem steilen Abschnitt ist die Bahn wirklich eine wilde Zicke, nämlich eine Gämse, Gemse oder Gams (je nach Belieben des Lesers, denn alle Schreibformen für diese Ziegenartigen sind anerkannt). Am Bahnhof war dann wieder ein wenig Zeit, um ein paar Bilder zu machen, wovon ich dieses Motiv ausgewählt habe.

    Der Triebwagen durfte nochmals seine bergsteigerischen Qualitäten auf steiler Strecke unter Beweis stellen, passierte die Haltestelle Jägerplatz (eigentlich kein gutes Nomen für eine Wilde Zicke) und an der Poststraße verließen wir den Triebwagen. Das Personal wartete noch mein Erreichen eines Fotostandortes ab und fuhr dann los.

    An dieser Stelle winken wir dem Triebwagen hinterher, welcher die Haltestelle Marientor erreicht hat. Trotz der Fahrt mit einer Wilden Zicke gab es tatsächlich nichts zu meckern. Vom Schaffner erwarben wir vorher noch eine kleine Flasche 'Zickenöl', damit auch das weitere Programm reibungslos funktionieren konnte.

    Bevor wir durch das imposante Marientor in Richtung Marktplatz gingen, machte ich noch ein Bildchen vom gepflegten Depot der Bahn. Damit endet der Hauptteil dieses Berichtes.

    Freundlichen Gruß, René

  • Epilog

    Nach der Fahrt mit der Straßenbahn machten wir noch einen schönen Stadtbummel, welcher vom Marientor über den Markt mit der Stadtkirche St. Wenzel zum imposanten Dom führte. Am Markt findet man noch Reste der alten Gleisanlagen der Straßenbahn, denn die Strecke führte bis zum Jahr 1975 direkt über den Platz.

    Vielleicht konnte ich mit meinem kleinen Bericht ein wenig Appetit auf einen Besuch dieser schönen Region machen.

    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo Renè,

    eine schöne Flußlandschaft, zahlreiche historische Stätten, die Naumburger Altstadt - es könnte eine reizvolle Urlaubsregion sein. Ich selbst bin zwischen Saale u. Harz schon zu oft herb enttäuscht worden. Man redet viel von Tourismusförderung, u. weiß wohl selbst nicht, was das bedeutet. Wenn Bad Kösen (heute Stadtteil von Naumburg, als Kurstadt mit dem "Bad" im Namen, seine Gäste 27 Jahre nach der Wende mit so einer Bahnhofsruine emfängt, dann ist das völlig unwürdig u. hochpeinlich. Ich würde gleich in den nächsten Zug wieder einsteigen ...
    Zur Förderung des Tourismus in der Region paßt auch:

    http://www.mdr.de/sachsen-anhalt…schaft-100.html

    Ich könnte dort noch einiges aufzählen, auch im Zusammenhang mit den Burgen ...

    Mit dem alten Lindner-Tw hattest Du wohl eine Menge Glück. Der ist ja nicht so oft unterwegs. Das diese Bahn heute noch auf einem Teil ihrer einstigen Ringstrecke erlebt werden kann, ist vor allem dem unermüdlichen Einsatz von Straßenbahnfreunden aus dem In- u. Ausland zu verdanken (und mindestens 10 Schutzengeln).
    Aber auch hier: Warum hat die Stadt die Endstelle vom Bahnhofsvorplatz in eine Seitenstraße verbannt? Man versucht doch heute die Umsteigewege so kurz wie möglich zu gestalten?

    Danke für den interessanten Bericht.

    Viele Grüße

    Holger

  • Hallo René,

    vielen Dank für deinen Bildbericht aus der "Toskana des Osten´s"! Immerhin ist es meine Heimat :klatsch: , auch wenn ich jetzt schon 14 Jahre im schwäbischen Exil verbringen muß, erfreuen mich immer wieder Berichte aus der Heimat!

    Der Name "Wilde Zicke" ist bei den Naumburgern , zumindest vor einigen Jahren, kaum bekannt gewesen! Es war immer die "Ille", weil sie soviel rum bimmelte, wenn sie durch Naumburg´s Straßen fuhr.....

    Der Lindner ist ein fast schöner Wagen geworden! Fast deshalb, weil man auch ihn mit Werbung verunstaltet hat. So wie auch die anderen Triebwagen der Ille... Schade, daß man bei den Straßenbahnfreunden schon vor vielen Jahren nicht den Mut gehabt hat, die Wagen Originalgetreu herrichten zu lassen....
    Klar braucht man Sponsoren für die Erhaltung der Bahn und Wagen! Aber warum muss man alles mit Werbung zu pflastern?
    Man stelle sich nur mal die deutschen Museumsbahnen mit Vollwerbung vor......
    Genau so ist es auch mit der Ringstrecke gegangen! Man hat viel zu lange zugeschaut, wie die Gleise unter Asphalt verschwanden und auch die Haltestelle vor dem Bahnhof verschwand! Die Bürgermeister taten ihr übriges! Alle samt keine gebürtigen bzw lange dort wohnhaften Gesellen.....

    Holger muss ich auch Recht geben! Warum ist man nicht in der Lage diverse Bauprojekte schneller zu erledigen.... Der Kösener Bahnhof steht in dieser Form auch schon wieder ne Weile brach! Es wird sicher eine Frage der Zeit sein, bis der Rest auch noch verschwindet. Gehört ja auch der Stadt....(Naumburg)

    Gut finde ich, daß man mit der ganzen Region nicht ins Weltkulturerbe gekommen ist! Es wäre ein wirtschaftliches Desaster geworden! Man hätte für jedes noch so kleine Projekt eine Genehmigung gebraucht .
    In der jetzigen Form könnte man in der Region noch einiges erreichen! Wenn die führenden Kräfte es nur wollten....

    Fischhaus (gleich bei mir um die Ecke) , Schulpforta, Besenwirtschaften, Dom, Freyburg , Himmelsscheibe sind kleine Perlen....

    Man könnte dort noch vieles machen auch bei der Ille....die leider in meinen Augen keine Museumsbahn mehr ist, sondern in dieser Erscheinungsform nur eine Touristenbahn von vielen...

    Grüße aus dem schwäbischen Exil

    Jörg

  • Hallo Holger, Hallo Jörg,

    vielen Dank für eure Rückmeldungen, die auch kritische Betrachtungen enthalten. Sicherlich sollte man auch bestimmte Entwicklungen hinterfragen dürfen. Wie geschrieben, war ich lange Zeit nicht vor Ort und war dann doch froh, viele Dinge an ihrem Platz wiederzufinden. Besonders möchte ich den Tierpark hervorheben, dessen Erhalt in einer solch kleinen Gemeinde wie Bad Kösen mit Sicherheit keine Selbstverständlichkeit ist. Außerdem fahren noch die Ausflugsschiffe zur Rudelsburg wie seit Jahrzehnten und es gibt noch die Seilfähre.

    Bad Kösen machte auf mich einen gepflegten Eindruck. In der Klinik erfuhr ich, dass die Tourismus GmbH der Kleinstadt Bad Kösen in die Insovenz gegangen war und auch die Stadt kurz vor dem Insolvenzverfahren stand. Die Rettung brachte die Eingemeindung nach Naumburg und an mehreren Stellen erfuhr ich, dass man in Bad Kösen recht zufrieden damit ist.

    Ich wohnte in einer Pension mit sehr freundlichen Gastgebern, habe mich dort sehr wohl gefühlt und wäre gerne noch ein paar Tage länger geblieben.

    Zum Bahnhof muss man festhalten: Die Deutsche Bahn hatte den Bahnhof in den 1990er Jahren an einen Finanzinvestor veräußert. Die neuen Eigentümer taten - nichts. Sie ließen das Gebäude verrotten, sicherten es nur notdürftig. Die Stadt Naumburg entschied sich schließlich, den Bahnhof dem Finanzinvestor abzukaufen - als das Gebäude schon baufällig war. „Wir kümmern uns, weil der Bahnhof ein Aushängeschild ist“, sagt Bürgermeister Küper. Oder besser: war. Und da eine Bauruine neben dem Kurpark nicht zumutbar ist in einem Ort, der auf Touristen setzt. Der Kauf erwies sich als hinreichend kompliziert. Seit Ende 2012 gehört das Bahnhofsgebäude nun der Kommune. Der Grund, warum in Bad Kösen jetzt immer noch eine Ruine steht, lautet: Wer einen Bahnhof kauft, hat es immer auch mit der Deutschen Bahn zu tun - selbst wenn der das Gebäude nicht mehr gehört. Dafür gehören ihr rundherum: Grundstücke, Gleise, Technik. Die Bahn also: Weltkonzern, zig Tochterunternehmen, zig Zuständigkeiten und Nicht-Zuständigkeiten. Und so läuft zwischen Bahn und Stadt immer noch ein Verfahren, das so kompliziert ist wie es klingt: „Freistellung von Bahnbetriebszwecken“. Da kann es um Leitungen gehen in Grund und Boden, der nun der Kommune gehört, die aber der Verkehrskonzern noch braucht. Da kann es aber auch gehen um Gesimse am Bahnhofsgebäude (städtisches Eigentum), die das Bahnsteigdach (Eigentum der Bahn) tragen. Bei jedem kleinen Detail müssen sie sich einigen. Vorher gibt es keine Baugenehmigung.
    Wenn mit der Bahn alles klar ist, soll die sanierte Halle wieder um Seitenflügel ergänzt werden, architektonisch angepasst. Die Tourist-Information soll einziehen, ein Fahrradverleih, ein Bistro und Toiletten sind geplant. 1,2 Millionen Euro lässt Naumburg sich das kosten, 80 Prozent der Summe schießt das Land zu. Park- und Radstellplätze sowie die Bushaltestelle und neues Pflaster kosten weitere 1,5 Millionen. Die Sanierung der Bahnsteige ist in diesem Paket aber nicht drin. Für sie ist weiter die Bahn zuständig. Diese möchte aber die Bahnsteige nicht erneuern, weil dafür mindestens 1000 Reisende täglich den Bahnhof frequentieren müssten, in Bad Kösen ist es aber nur etwa ein Drittel. Immerhin habe das Unternehmen signalisiert, die Bahnsteigdächer zu erneuern. (Quelle: Mitteldeutsche Zeitung) Und als Bonbon: Der Bahnhof ist ferngesteuert und dient mit seiner primitiven Ausstattung den elementarsten Verkehrsbedürfnissen (z.B. keine Bahnhofsuhren!). (Quelle: Wikipedia)

    Der Stadt am Zustand des Bahnhofes Bad Kösen die Schuld zu geben, ist also ein verkehrter Ansatz. In der Klinik, die von Patienten aus ganz Deutschland und auch aus Österreich frequentiert wird, erfuhr ich, dass die Patienten, welche mit dem Zug anreisen, mit dem Bus vom Bahnhof Naumburg abgeholt werden.

    Zur Straßenbahn in Naumburg mit ihrer Werbung kann ich sagen, dass mich das bei Straßenbahnen gar nicht stört, denn Straßenbahnen waren in ihrer Geschichte oft Werbeträger. Das ist wahrlich keine Erfindung der Neuzeit. Bei Eisenbahnen ist das eine andere Situation.

    Zum Blütengrund kann ich wenig sagen, weil ich dort noch Niemals vor Ort war. Allerdings gibt es einen Fakt. Hat ein Pächter einen Pachtvertrag auf Zeit, muss er immer damit rechnen, dass dieser Vertrag nicht verlängert wird. Befinden sich die Gebäude, wie in diesem Fall nach Hochwasserschutzrichtlinie (welche nicht von der Stadt verabschiedet wird) in einem Hochwasserschutzgebiet, dann kann die Stadt den Pachtvertrag gar nicht verlängern. Bis zum Auslaufen des Pachtvertrages wird es einen Bestandsschutz gegeben haben, der bei einem neuen Pachtvertrag rechtlich nicht greift. Da nützt dann auch die Tourismusförderung nichts, welche sich nicht über geltendes Recht hinwegsetzen kann. So stellt sich zumindest mir die Situation als Außenstehendem dar.

    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo Renè,

    na dann hoffe ich mal, daß sich die Pläne rund um den Kösener Bahnhof in absehbarer Zeit realisieren lassen, u. die Besucher vielleicht im dreißigsten (!) Jahr nach der Wende angemessen begrüßt werden können.
    Die Geschichte des Scheiterns der vergangenen Jahre hat immer etwas mit Desinteresse, Unvermögen, fehlendem Engagement usw. zu tun.
    Auch in den neuen Bundesländern gibt es durchaus positive Beispiele: (Foto läßt sich anklicken)

    https://www.seenland-oderspree.de/Media/Attrakti…nhof-Bad-Saarow

    Werbung an Straßenbahnen finde ich auch nicht ganz so schlimm, solange nicht die Fenster beklebt werden, u. den Ausblick beeinträchtigen. Auf alten Aufnahmen kann man häufig Werbung an Straßenbahnwagen sehen. Berühmt war z.B. die "Chlorodont"-Werbung.
    Als ich zum ersten Mal mit der Naumburger Straßenbahn gefahren bin (etwa 1980/81), war der Ring auch schon einmal unterbrochen. Es gab vom Hbf. eine Linie 1 nach rechts bis Platz der EInheit, u. eine Linie 2 nach links bis Lindenring.
    Die "Lindner" waren noch im Linieneinsatz, u. ein LOWA-Tw in rot/weiß (vermutl. ex Plauen) kündete von einer zaghaften Modernisierung.

    Beste Grüße

    Holger

  • Hallo Holger,

    natürlich ist der Bahnhof Bad Kösen ein Negativbeispiel, ohne Frage. Wenn man sich den restlichen Ort anschaut und feststellt, dass es dort recht ordentlich aussieht, dann kann aber eben der Zustand des Bahnhofes nicht allein der Stadt angelastet werden. Die DB hat das Gebäude ehemals verkauft und der Käufer hat es verfallen lassen ... nicht die Stadt. Nun blockiert die DB wiederum vernünftige Erhaltungsmaßnahmen. In Sachsen-Anhalt gibt es weitere solche Trauerspiele seitens der DB. Spontan fällt mir der Bahnhof Aken ein. Schön saniert vom Bahnverein, wurde dieser seitens der DB nach Einrichtung eines Museum aus den Räumlichkeiten geschmissen. Danach bewusst keine Einigung mit der Stadt erzielt, die das Gebäude kaufen wollte und nach zweijährigem Leerstand an einen Privatmann verkauft.


    Historisch

    Hallo,

    es lasse euch mal an einem Blick in mein persönliches Fotoalbum teilhaben. Im Jahre 1983, ich war gerade 10 Jahre alt geworden, habe ich diese Bilder gemacht. Fragt mich bitte nicht, was ich für eine Kamera hatte. Wahrscheinlich durfte ich mal die Kamera meines Vaters benutzen, der für mich einen Film eingelegt hatte, den ich vollknipsen durfte. Die fotografische Qualität der Bilder sollte also bitte auch nicht im Vordergrund der Betrachtungen stehen. Ein Kind heutzutage im gleichen Alter, oft schon mit Smartphone in der Hand, kann sich wohl kaum vorstellen, was für eine Herausforderung die Fotografie für einen 10-jährigen zu jener Zeit war. Nix, mit wahllos die Speicherkarte vollknallen, bei einem Motiv x-mal den Auslöser betätigen war undenkbar und gleich sehen, was man "fotografisch" verzapft hatte, war auch unvorstellbar. Da durfte man ein paar Tage auf das Ergebnis warten. Umso stolzer war man dann aber auch, wenn zumindest ein Teil der Aufnahmen vorzeigbar waren. Man wusste als 10-jähriger die Fotografie sehr zu schätzen, mehr auf jeden Fall, als in der heutigen Zeit der massenhaften Erzeugung von Datenmüll. :zwink:

    (Hier sollten nun eigentlich die Bilder zu sehen sein, aber erstmals lädt bei mir picr die Bilder nicht hoch, sondern erzeugt nur einen Code, aber ohne Bild. Muss ich die Bilder wohl später nachreichen.)

    Freundlichen Gruß, René