Museumseisenbahnverein Uckro

  • Hallo,

    In meinen Augen ist es falsch eine Prognose zu geben, wo das Projekt noch nicht einmal läuft. Zukunft ist ein formbares Medium und deshalb immer sehr schwer vorherzusehen. Wichtig ist: Man hat den Mut es zu probieren, auch wenn es vielleicht aussichtslos ist. Aber probieren geht über studieren und wie Rolf schon schrieb: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

    Doch auch gescheiterte Bahnen sind wertvoll: An deren scheitern lernt man dazu, was man flasch und richtig machen kann.

    Ich wünsche den Eisenbahnern vor Ort jedenfalls Durchhaltevermögen und Mut, das durchzusetzen und die nötigen Fahrgastzahlen.

    Viele Grüße


    Paul (und nicht immer das schlechte sehen :zwink: )

  • Auch für Niedersachsen findet sich ein Fehler, denn die DBG Hildesheim ist von der Strecke Voldagsen - Duingen zur Strecke Derneburg - Bockenem - Bornum umgezogen und bietet dort regelmäßen Museumsbahnverkehr an. Bilder habe ich schon hier im Forum gezeigt:

    Mit dem Reichsbahnzug durchs Nettetal

    Von einem gescheiterten Projekt möchte ich deshalb nicht sprechen, bloß weil sich ein Verein in der Region eine andere Strecke mit besseren Rahmenbedingungen sucht.

    Freundlichen Gruß, René

  • Sammelantwort zur Liste der gescheiterten Museumsbahnen:


    1) Wenn ein Verein an einem Ort A eine Museumsbahn etabliert und diese Jahre später an einen Ort B verlegen muss (aus welchen Gründen auch immer), dann ist das Projekt Museumsbahn am Standort A selbstverständlich gescheitert. Wenn dann am Standort B das neue Projekt langfristig läuft, ist dass zu begrüßen. Aber auch am Standort B kann das Projekt scheitern. Das Projekt in Berlin (Industriebahn in Tegel etc.) ist damit genauso gescheitert wie das Projekt im Kochertal oder auf der Kleinbahn Voldagsen-Duingen.

    2) An Rene: Zorger Willem: Mir wurde damals von einem der Hauptakteure mitgeteilt, dass man zunächst auf dem Gebiet der ehem. "DDR" in Ellrich beginnen wollte, u.a. wegen desdortigen Lokschuppens. Daher hatte ich das Projekt nicht nach Niedersachsen einsortiert- habe es mittlerweile auf meinem PC aber geändert.

    3) An Rolf: Deine Ansichten scheinen mir doch zunehmend etwas blauäugig und mit einer ungesunden Art von Toleranz begleitet zu sein.

    Wie würdest Du wohl reagieren, wenn in der Gmeinde Mansfeld, nur rund 20 km von der Bahn in Vatterode entfernt, ein Sponsor ein 600-Bahnnetz errichtet, wo ausschließlich Dampfloks zum Einsatz kommen, jede Fahrt max. 1,- € kostet, ein großer Abenteurspielplatz für Kinder von 3- 17 Jahren errichtet wird und 98% Euerer Fahrgäste dann wegbleiben. Würdest Du dem Invester dann auch noch großzügig viel Erfolg wünschen, das ganze als "Bereicherung der Museumsbahnszene" ansehen und als eine "verrückte Idee" im positiven Sinne bewerten?
    Wenn dann Eure Bahn mangels Fahrgeldeinnahmen und möglichen öffentl. Zuschüssen, aufgrund zurückgehender freiwilliger Helfer usw. dann irgendwann den Betrieb für immer einstellen müsste, wirst Du dann dem Investor mit seiner 600mm-Dampfbahn immer noch alles Gute wünschen?

    Ist Deine Einstellung nicht doch als falsch verstandene Toleranz zu werten? In den Niederlanden, unmittelbar vor meiner Haustür, hat man mittlerweile eingesehen, das zuviel Toleranz auch wie ein ein Schuß nach hinten losgehen kann. Wettbewerb, auch schädlichen Wettbewerb, gibt es nicht nur im Einzelhandel, sondern auch in der Museumsbahnszene - das haben aber immer noch nicht alle verstanden - siehe meine Liste mit den über 80 gescheiterten Projekten.(wobei natürlich nicht alle Projekte an ein und derselben Ursache zugrunde gegangen sind).

    4) An 99715:

    Zitat:
    "Doch auch gescheiterte Bahnen sind wertvoll: An deren scheitern lernt man dazu, was man flasch und richtig machen kann."

    Diese Aussage kann ich nur als zynisch und fast schon bösartig bewerten: Seit 40 Jahren scheitern Museumsbahnen , auch aus diversen Fehlern einzelner Personen oder ganzer Vereinsvorstände heraus begründet. Dabei ist jeweils nicht nur viel Privatkapital vernichtet worden, ebenso zerbrachen langjährige Freundschaften, auch Ehen/Partnerschaften zerbrachen in den Trümmern von gescheiterten Museumseisenbahnprojekten. Wer sich ernsthaft mit der Gründung einer Museumsbahn befasst, braucht nicht noch mehr gescheiterte Museumsbahnen, die Erfahrungen liegen längst vor und müssen nicht ständig neu gemacht werden. Es reicht doch aus, sich einmal mit dem VDMT als Dachverband der deutschen Museumsbahnen zu verständigen, dort liegen mehr Erfahrungen vor, als manchem vielleicht lieb ist.


    Sonntägliche Güße

    -railfox-

  • Hallo,

    zum "Zorger Willem": Du hast das Projekt in Deiner Liste:

    Sachsen-Anhalt


    • Kleinbahnfreunde Löbejün e. V." (KBFL) in Löbejün (600 mm)
    • “Zorger Willem“ Museumsbahn (600 mm)
    • Eisenbahnfreunde Oebisfelde e.V. (1435 mm)
    • Werklok-Sammlung in „Ferropolis“ bei Gräfenhainichen (1435 mm)

    bei Sachsen-Anhalt aufgeführt. Hierzu hatte ich die Richtigstellung verfasst, weil weder Ellrich noch Zorge in Sachsen-Anhalt zu verorten sind. Ansonsten ist es natürlich wahr, dass dieses Projekt bedauerlichweise gescheitert ist. Es wäre sicher eine touristische Aufwertung des Südharzes geswesen. In diesem Fall lag es mal weniger an den Bahnbegeisterten, sondern an der Politik, der ein grenzüberschreitendes Projekt scheinbar nicht so recht genehm war.

    Freundlichen Gruß, René

  • Hallo,

    ob ich nun an "ungesunder Toleranz" leide, oder railfox an krankhaftem Pessimismus, wird sich nicht aufklären lassen. Ich z.B. sehe in seinem -nur teilweise, wie ich gleich darlegen werde- hypothetischen Beispiel keine Widerlegung meiner Ansichten. Erstens gibt es mit der Bergwerksbahn in unmittelbarer Nähe zur Parkeisenbahn eine dampfbetriebene Museumsbahn. Weder nehmen wir ihr die Fahrgäste weg, noch ist das umgekehrt der Fall. Im Gegenteil: Beide profitieren davon, daß es nunmehr (wieder) zwei Anziehungspunkte in der Region gibt, die man bequem an einem Tag besuchen kann. Daß wir dann auch noch den Fahrgästen, die mit der Wipperliese anreisen, einen Rabatt gewähren, ist ja noch blauäugiger, denn offenbar stärken wir damit ja auch noch die "Konkurrenz" - falsch. Wir setzen auf Synergie, und das recht erfolgreich. Und wie ich zweitens aus dem Kipploreforum weiß, etabliert sich im Raum Mansfeld ein weiterer Verein, der mit Feldbahntechnik einen Museumsfahrbetrieb einrichten möchte. Auch das ist doch keine Konkurrenz, wir begrüßen vielmehr jedes Engagement gerade in dieser sonst an Attraktionen armen Gegend und hoffen auch für den neuen Verein auf möglichst hohe Besucherzahlen. Railfox scheint mir die Sache zu sehr so zu betrachten, als seien Fahrgäste eine Art Rohstoff, der in einer begrenzten Zahl vorhanden ist, um den dann die Transporteure konkurrieren. Das ist zu sehr vom Güterverkehr her gedacht. Realität ist vielmehr: Am Freitag fragt sich die Familie in Hettstedt "was machen wir am Wochenende?" Bei schönem Wetter fällt einem die Parkeisenbahn ein. Wenn dann auch noch die Berweksbahn fährt und das neue Feldbahnmuseum geöffnet hat, kann man den ganzen Tag bei uns beschäftigt sein. Und weil es immer mehr Attraktionen bei uns gibt, wird es auch für Familien in Sangerhausen oder Halle lohnenswert, die weitere Anfahrt in unsere Ecke auf sich zu nehmen, was man vielleicht "nur" für die Parkeisenbahn oder die MBB nicht getan hätte. Ich bleibe also dabei: Über den Erfolg entscheidet vor allem, wie gut die Ausgangslage ist und was das Personal am Ende draus macht.

    Grüße,
    Rolf

  • Hallo Rolf,

    Du thematisierst einen sehr wichtigen Punkt: Die Zusammenarbeit der Vereine kann zum Erfolg führen. Im Mansfelder Land ist man da auf einem guten Weg. Ist aber auch eine sehr spezielle Region, vor nicht allzu lang zurückliegender Zeit massiv industriell geprägt und nun massiv strukturschwach. Hier gilt es Menschen, vor allem auch Familien, in der Region zu halten und dafür sind vernetzte Angebote unabdingbar.

    Viele Grüße, René

    P.S.: Ich kenne Rolf nun wirklich sehr gut von der Parkeisenbahn in Vatterode. Er ist ein engagierter, realistischer und freundlicher Zeitgenosse, das Ziel vor Augen konsequent verfolgend. Ein Mann der ersten Stunde nach Übernahme der Parkeisenbahn in private Hand. Ohne seinen langen Atem und seine ehrenamtliche Mithilfe wäre das Projekt der Parkeisenbahn niemals so erfolgreich, wie es geworden ist, denn sie fährt zur Freude tausender jährlicher Fahrgäste wieder am Vatteröder Teich.

  • Jagstalbahn unter Regie der DGEG bzw. später SWEG (750 mm)

    SMS-Strassenbahn-Museum in Schönau / Steinachtalbahn (1000 mm/1435 mm)

    Dampfbahn Kochertal e.V., Gaildorf – Untergröningen (1435 mm)


    Museumsbahn Achern – Ottenhöfen unter DGEG-Regie bzw. später unter den Achertäler Eisenbahnfreunden e.V. (1435 mm)

    Also da muss ich jetzt doch etwas dazu sagen, obwohl ich mich aus solchen Diskussionen eher raus halte.
    Aber in BaWü kenn ich ich halt ein bischen aus.

    Die Jagsttalbahn (der Verein) hatte lange Zeit keine eigene Infrastruktur und dann waren eine Zeitlang die falschen Leute in der Führung des Projekts. Doch immerhin tut sich was in kleinen Schritten, das Projekt ist als nicht gescheitert.

    Das SMS Strassenbahnmuseum ist wirklich ein Fehlschlag gewesen.

    Die Dampfbahn Kochertal hat nur ihre Stammstrecke verloren, die ihr aber nicht gehörte. Den Verein gibts weiter, es wird jetzt halt überwiegend auf der Schwäbischen Waldbahn gefahren. Auch hier ist der Verein nicht gescheitert.

    Achern - Ottenhöfen ist die ähnliche Situation, auch hier hat der Verein den Verlust seine Stammstrecke nich zu verantworten. Wenn die notwendige Infrastruktur vom Eigentümer der Strecke anderweitig benötigt wird, dann ist das Pech, aber das ging schon verschiedenen Vereinen so. Muss nicht das Ende bedeuten.

    Auf jeden Fall sollte man ein Projekt nicht von vorneherein schlecht reden, es gibt viele Vereine, denen man bei der Gründung auch nicht zugetraut hatte, ihre Ziele zu erreichen, und die heute doch was gestemmt haben.

    Gerald

  • Hallo Gerald,

    danke, dass Du Dich zum Thema zu Wort gemeldet hast und für die ergänzenden Informationen aus dem Ländle. Leider hat nicht jeder Verein als EVU die Möglichkeit der eigenen Infrastruktur und so besteht längerfristig immer das Risiko von veränderten Rahmenbedingungen beim EIU, auf dessen Trasse man seine Leistungen anbietet, manchmal dann eben mit nachteiligen Auswirkungen für den Verein. Dies kann man aber beim Projektstart eines von einem EIU abhängigen Museumsbahnvereins nicht voraussehen, denn wer vermag schon in die Zukunft zu schauen? Wie sagt man so schön: Hinterher ist man immer schlauer!

    Viele Grüße, René

  • Hallo Gerald,

    vielen Dank für Deine Antwort zum Thema gescheiterte Museumsbahnprojekte. Aber leider muss ich auch bei Dir feststellen, dass Du meinen Text nicht wirklich vestanden hast (wie einige andere auch):

    Meine Liste beinhaltet keine ehemaligen bzw. aufgelösten Eisenbahnvereine, sondern ehemalige, und damit gescheiterte Museumsbahnprojekte, die es leider auch in Baden-Württemberg gibt:

    Im einzelnen:

    1) Die Jagsttalbahn (der Verein) hatte lange Zeit keine eigene
    Infrastruktur und dann waren eine Zeitlang die falschen Leute in der
    Führung des Projekts. Doch immerhin tut sich was in kleinen Schritten,
    das Projekt ist als nicht gescheitert.

    Hier hast Du einfach nicht richtig gelsen oder verstanden:
    Ich habe geschrieben, dass die Museumsbahn Jagstalbahn unter der Regie der DGEG bzw. später SWEG gescheitert ist. Das ist nun mal Fakt, seit ca. 1988 fahren zwischen Möckmühl und Dörzbach keine Züge mehr. Das aktuelle Projekt in Dörzbach, dass unter extrem schwierigen Bedingungen einen kleinen Neustart versucht, habe ich explizit nicht erwähnt.


    2) Das SMS Strassenbahnmuseum ist wirklich ein Fehlschlag gewesen.

    Im Nachhinein gesehen leider nicht nur dies.


    3) Die Dampfbahn Kochertal hat nur ihre Stammstrecke verloren, die ihr aber
    nicht gehörte. Den Verein gibts weiter, es wird jetzt halt überwiegend
    auf der Schwäbischen Waldbahn gefahren. Auch hier ist der Verein nicht
    gescheitert.


    Schon wieder hast Du meinen Text nicht verstanden oder nicht verstehen wollen:
    Ich habe nicht geschrieben, dass der Verein DBK als Gesamtverein gescheitert ist, sondern die Museumsbahn im Kochertal - und das ist doch ein Fakt, der nicht zu diskutieren ist. Oder fahren im Kochertal noch Museumszüge am Wochenende?


    4) Achern - Ottenhöfen ist die ähnliche Situation, auch hier hat der Verein
    den Verlust seine Stammstrecke nich zu verantworten. Wenn die
    notwendige Infrastruktur vom Eigentümer der Strecke anderweitig benötigt
    wird, dann ist das Pech, aber das ging schon verschiedenen Vereinen so.
    Muss nicht das Ende bedeuten.

    Das Projekt Museumsbahn im Achertal ist nach rund vierzig Jahren unter verschiedenen Betreibern leider gescheitert,
    - weil es die dortige Museumsbahn schlicht und einfach nicht mehr gibt. Da sind die Gründe für das Scheitern doch unerheblich - denn sie ändern die unschöne Tatsache als solches doch nicht. Selbst wenn der Verein zukünftig auf einer anderen Strecke fahren sollte, ist und bleibt die Museumsbahn im Achertal als gescheitert anzusehen.


    5)

    Auf jeden Fall sollte man ein Projekt nicht von vorneherein schlecht
    reden, es gibt viele Vereine, denen man bei der Gründung auch nicht
    zugetraut hatte, ihre Ziele zu erreichen, und die heute doch was
    gestemmt haben.

    Ja, das stimmt, aber das waren auch völlig andere Zeiten mit anderen Vorzeichen, wie z.B.

    - Museumsbahngründungs-Euphorie um 1985 im Rahmen "150 Jahre Deutsche Eisenbahnen"
    - Aufbruchsstimmung nach der Wende 1989

    Wenn jetzt im Dunstkreis einer bestehenden Museumsbahn eine weitere gegründet wird, ist dies von vornherein als schädlicher Wettbewerb anzusehen und wird zurecht von mir (und anderen, die sich hier nicht zu Wort melden möchten) entsprechend kritisch gessehen. Falsche Toleranz ist da alles andere als nützlich.

    Grüße

    -railfox-