Teilstillegung Lößnitzgrundbahn

  • Hallo,

    in diesem Diskussionsfaden ist ja mal wieder das gebündelte Fachwissen versammelt.

    Meine Meinung zur Dresdner Dampfeisenbahn AG tue ich hier mal lieber nicht kund, das gibt nur wieder böses Blut.

    Aber zu einem möglichen Triebwageneinsatz auf den sächsischen Schmalspurbahnen will ich hier schon mal meine Gedanken äußern:

    Für den Einsatz von Triebwagen kann es zwei mögliche Konzepte geben.

    1. Reduzierung von Kosten, in dem Dampfzugleistungen durch den Triebwagen ersetzt werden.
    Dies ist in meinen Augen kompletter Blödsinn. Erstens geht die Attraktivität der Strecken verloren, weil das Erlebnis Dampfzug fehlt. Es sinken also nicht nur die Kosten, sondern auch die Einnahmen. Zweitens bedeutet dies auf einigen Strecken (speziell der HK und der RRg) das komplette Ende des täglichen Dampfbetriebes. Auf beiden Linien ist bereits heute unter der Woche nur jeweils eine einzige Lokomotive im Einsatz. Ob diese Lok nun zwei oder sechs Zugpaare am Tag fährt macht von den Kosten her keinen Unterschied. Billiger wird es (vielleicht) daher nur, wenn von Montag bis Freitag allein der Triebwagen (Diesel oder Akku sei jetzt mal dahingestellt) ANSTATT des Dampfzuges fährt. Will das irgendjemand?

    2. Steigerung der Attraktivität und dadurch zusätzliche Einnahmen durch zusätzliche Fahrgäste.
    Wenn man solche Gedanken verfolgt, ist man sich einer Sache nicht bewusst: öffentlicher Personennahverkehr ist immer ein Zuschussgeschäft und von den staatlichen Subventionen (Bestellerentgelte) abhängig. Kein Triebwagen, keine S-Bahn und auch kein Linienbus fährt allein mit den Fahrgeldeinnahmen kostendeckend, auch dann nicht, wenn er den ganzen Tag über zu 80% besetzt ist (eine sehr optimistische Annahme). Zusätzliche Züge bedeuten daher IMMER auch zusätzlichen Zuschussbedarf. Wie soll unter diesen Voraussetzungen aber der Triebwagen den Strecken helfen, wenn er nur zusätzliche Kosten verursacht?

    Als Schlußfolgerung aus diesem Wissen, gibt es meines Erachtens nur zwei mögliche Konsequenzen. Entweder man hält am täglichen ausschließlichen Dampfbetrieb fest, teilweise in der bereits heute auf das absulute Minimum (wie zwischen Moritzburg und Radeburg) reduzierten Form. Wenn man das will, dann muss man aber auch die Kosten dafür tragen und nicht alle paar Jahre wieder diese unsägliche Diskussion anfangen. Oder man macht diejenigen Schmalspurbahnen, welche für den ÖPNV und den Tourismus unter der Woche vermeintlich entbehrlich sind zu reinen Museumsbahnen mit ausschließlichem Betrieb am Wochenende und in der Saison. Auch da muss man sich aber im Klaren sein, dass das nicht ohne Zuschüsse abgeht. Die Diskussion für oder wider Triebwagen ist in meinen Augen jedenfalls ein Irrweg. Der Verweis auf andere Beispiele, wo dies vermeintlich funktioniert, entbehrt jeder Grundlage. In Österreich geht das langsame Streckensterben trotz moderner Fahrzeuge ununterbrochen weiter. Ich sage nur Waldviertel oder Ybbstalbahn. Da bin ich vor reichlich zehn Jahren auch noch in modernen Triebwagen mitgefahren und heute ist der tägliche Betrieb dort längst Geschichte. Und im Harz funktioniert das Ganze auch nur, weil dort ganz andere Rahmenbedingungen herrschen. Wenn ich täglich zehn Zuggarnituren im Einsatz habe, dann leidet die Attraktivität des Gesamtnetzes noch nicht darunter, wenn ich davon drei als Triebwagen fahren lasse. Übertragen kann ich ein solches Modell auf die beiden Stichbahnen vor den Toren Dresdens freilich nicht.

    Triebwagen sind keine Alternative zur Stillegung der Schmalspurbahnen, sie sind nur ihre Vorstufe!

    Gruß
    Blüm

  • Hallo Gemeinde,

    ich finde es natürlich auch schade, aber wenn das Geld nicht stimmt, dann geht nix mehr.

    Wobei "Blüm" hatte meine Gedanken schon ein bisschen angedeutet, warum ein Triebwagen? Will man die Dampfloks alle abstellen, und die zur Zeit in HU befindlichen Lok(s) einfach wieder auf´s Abstellgleis schieben??? OK, das Geld ist sau knapp, aber für einen 1,5 Mio Euro teuren Triebwagen Geld ausgeben? Hätte eher gedacht das eine L45H mit 2-3 Personenwagen in der Woche fährt, und die Dampflok zum Beispiel dann nur Dienstags, Freitags und Samstags. Somit könnte man den Wagenpark für Dampflok und Diesellok benutzen. Ca. 5-7 Personenwagen reichen doch Vollkommen aus, natürlich Güterwagen, die eigentlich kaum gebraucht werden wäre dann quatsch, nur wenn man jetzt "alle" (vielleicht ein bisschen übertrieben) Wagen und loks abstellt, dann geht es beinahe wie bei der großen Bahn vonstatten. Mit der Dampflok bzw. der Diesellok könnte man dann den jetzigen Fahrplan beibehalten, also das der Zug nicht so oft bis nach Radeburg macht...

    MfG Markus

    Edit: Habe etwas komplett falsch verstanden, :sorry: .

  • Zitat

    Original von Blüm
    []

    öffentlicher Personennahverkehr ist immer ein Zuschussgeschäft und von den staatlichen Subventionen (Bestellerentgelte) abhängig. Kein Triebwagen, keine S-Bahn und auch kein Linienbus fährt allein mit den Fahrgeldeinnahmen kostendeckend, auch dann nicht, wenn er den ganzen Tag über zu 80% besetzt ist (eine sehr optimistische Annahme). Zusätzliche Züge bedeuten daher IMMER auch zusätzlichen Zuschussbedarf. Wie soll unter diesen Voraussetzungen aber der Triebwagen den Strecken helfen, wenn er nur zusätzliche Kosten verursacht?
    []

    Einspruch euer Ehren!

    Ich bin fest überzeugt, dass bei permanenter Besetzung eines öffentlichen Verkehrsmittels zu 80% (zahlende Fahrgäste) auch ein eigenwirtschaftlicher Betrieb möglich ist. Die Krux dabei ist jedoch, dass kein öffentliches Verkehrsmittel diese Auslastung permanent erreicht oder überschreitet. Man will ja eine Daseinsvorsorge realisieren und führt deshalb auch Fahrten zu verkehrsschwächeren Zeiten durch. Das ist dann das Zuschussgeschäft. Und zwischen dem Fahrtangebot in den Nebenverkehrszeiten und der Auslastung in der HVZ besteht ja auch ein gewisser Zusammenhang. Wobei sicherlich auf den Schmalspurbahnen nur Mehrkosten durch den Triebwagen bei parallelem Dampfbetrieb zu befürchten sind.

    Aber sei es drum, ich bin ganz bei Blüm, entweder man bekennt sich zum Dampfbetrieb, dann muss man mit den Kosten Leben, oder man sollte den klaren Schnitt machen. (Den wir hier sicher als letzte sehen wollen)

    Gruß,
    Bernd

  • Hallo!

    Es geht eben nur um die Fahrzeuge, aber was wird denn aus den Leuten im "Hintergrund"? Ob das nun Fachpersonal für die (Dampf-) Lokpflege, Wagenpflege...Sollen die dann etwa auf "ABM-ähnlichen" Arbeitszeiten arbeiten, also 20h/Woche?
    Mir persönlich tun die Mitarbeiter leid, die in diesem Falle sprichwörtlich "aufs Abstellgleis" geschoben werden.

    LG Mirko

  • Drehen hier gleich alle durch?

    Zitat

    Original von Andreas Börnig
    Ein attraktiver Akku-Elektrotriebwagen, der auf dem Streckenabschnitt Moritzburg - Radeburg zusätzlich zum Einsatz kommen soll und damit touristenfreundlichere Abfahrtzeiten bieten würde.

    Kennt ihr den Unterschied zwischen "Ergänzen" und "Verdrängen" - wohl mache hier nicht!
    Der Akkutriebwagen stellt eine [SIZE=3]ergänzung[/SIZE] zum Dampfzug dar, der den Abschnitt Moritzburg - Radeburg atraktiver machen soll!

    mfg
    Daniel

    [SIZE=1]Tante Edith schickte mir noch ein Zitat[/SIZE]

    2 Mal editiert, zuletzt von Mittelpuffer (30. Juni 2010 um 17:09)

  • Geht es jetzt darum, Moritzburg-Radeburg komplett dampffrei zu machen oder mit einem alternativen Fahrzeug die Lücken im Fahrplan zu schließen?

    Sollte es zweiteres sein, könnte/sollte man erstmal versuchen herauszufinden, ob das allgemeine Interesse für sowas überhaupt vorhanden ist! Bevor man Unsummen an Geld in ein neues (oder nicht ganz so neues?) Fahrzeug steckt, dass dann am Ende keiner braucht, könnte/sollte man versuchsweise diese Fahrplanlücken erstmal mit einem Dieselzug ausfüllen (entsprechende Fahrzeuge sind vorhanden). Danach kann man immernoch entscheiden, was man macht.

  • Daß es irgendwann mal soweit kommen musste, hab ich mir schon lange gedacht. Die leeren Züge zwischen Moritzburg und Radeburg sprechen ja auch eine klare Sprache.
    Die Frage ist nur: Was will man denn einsparen? Es verkehrt doch sowieso nur ein einziger Zug den ganzen Tag über mit teilweise recht kurzen Wendezeiten. (Das stört mich übrigens auch auf der Weisseritztalbahn, denn man hat in Dipps kaum Zeit sich mal umzusehen. Das war füher anders.)
    Ein Triebwagen wäre, sollte der Dampfbetrieb nicht zeitweise vollends ruhen was nicht unbedingt die Attraktivität steigert, nur ein weiteres Fahrzeug und 1-2 Mann mehr auf der Strecke.
    Bleibt also nur, an der Streckenunterhaltung zu sparen, was kurz über lang die Stillegung bedeuten würde.

    Viele Grüße,

    Ronald!

  • Mahlzeit,

    die Berechnungen sind ja sehr interessant, wer hat sich das denn ausgedacht?
    Wie oft will man den Akku am Tag denn laden? Wie soll das Ding beheizt werden, sicherlich nicht mit nem Kanonenofen?Wo kommt die Energie für die Heizung her, aus dem Akku scheinbar nicht? Wieviel Sitzplätze soll das Teil haben, ist eine Toilette vorgesehen? Wie werden soll sich das Gerät im Winter bewähren? Wer soll es für den Preis bauen? Wie wird die erhöhte Reibung beim Sanden berücksichtigt? Warum wird mit einem Rentner als Fahrzeugführer gerechnet, außer um die Personalkosten zu drücken? Was ist außer dem Ladegerät noch in der Betriebsstätte? Zuschlag Lagerreibung 50% - sollen das Gleitlager werden?
    Ist eine Verstärkung des Sitzplatzangebotes durch Anhängen eines Personenwagens möglich? Welches Eisenbahnverkehrsunternehmen stellt das Fahrzeug bei sich ein? Nach welchem Regelwerk soll es gebaut werden, wer soll es abnehmen, wer unterhalten?


    Gruß Sven