Verkehersmuseum in Dresden vor dem Aus

  • Hallo in die Runde,

    auch wenn ich mich hier jetzt aus Zeitgründen nicht an der Diskussion beteiligen möchte, interessant finde ich unsere Einordnung hier:

    Ich möchte in diesem Zusammenhang nur kurz anmerken, unser Verein Historische Feldbahn Dresden e.V. hat sowohl den Umzug als auch den allergrößeten Teil der bisher geleisteten Aufbauarbeit in der Herrenleite komplett ehrenamtlich und, was den Umzug betrifft, ohne jede Unterstützung der öffentlichen Hand durchgeführt. Wir bekommen bis heute keine regelmäßige finanzielle Förderung in einem nennenswerten Umfang, der bis jetzt einzige größere Batzen war ein Leader+-Projekt im Jahre 2006 mit einem Fördervolumen von etwa 85.000 € (Umsetzung des Demitzer Lokschuppen, Dachsanierung und Toiletteneinbau im ehem. Kesselhaus, +20% Eigenmittel). Darüber hinaus gibt es jedes Jahr einen kleineren Betrag aus der Lohmener Gemeindevereinsförderung sowie eine gewisse indirekte Förderung durch Bereitstellung von zuletzt zwei 1-Euro-Jobbern. Während des Umzugs half außerdem die Fa. Heinrich Schwertransporte GmbH nicht unerheblich, was vielleicht Kosten im unteren fünfstelligen Bereich gespart hat. Alles andere ist zu etwa 20% Geld aus den Einnahmen des Vereins (Eintrittsgelder, Beiträge, Spenden usw.) und 80% geleistete ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder. Insofern kann man unsere Situation absolut nicht mit der eines öffentlich getragenen Museums vergleichen...

    Viele Grüße,

    Marian Sommer,
    Vereinsvorsitzender HFD e.V.

  • Also ich empfehle zunächst einmal allen, die die neugestalteten Ausstellungen...also Schifffahrt, Luftfahrt und auch bisschen die Bobbycar- Bahn noch nicht kennen, einen Besuch im Verkehrsmuseum... ;)

    Allein schon, um die manchmal unterschwelligen Bemerkungen in Richtung einer "Mottenkiste" mal etwas zu aktualisieren ;-)...dem ist bei den neuen Ausstellungsprofilen nämlich nicht so...

    Auch muß man beim Thema Verkehrsmuseum die Eisenbahn als gleichwertigen Ausstellungspart im Hinterkopf haben...früher tatsächlich sehr Eisenbahnlastig, geht es aktuell thematisch eher in Richtung Mobilität in seiner ganzen Bandbreite. Also bitte nicht nur in Richtung Eisenbahnobjekte oder Schienenanbindung denken ;-)...

    Und gerade weil Pferdestall und Kutschengarage, also Stallhof, zur Mobilität vergangener Epochen gehört, ist das seit fast 60 Jahren untergebrachte Verkehrsmuseum eben im Johanneum nicht fehl am Platze, sondern durchaus passend!

    Verschiedene neue Ansätze in der Präsentation von Exponaten, der Neuordnung von Ausstellungsthemen, neuen Lehrkonzepten und auch die Öffentlichkeitsarbeit, trugen zu einer nicht unerheblichen Steigerung der Besucherzahlen bei...ein Erfolgsrezept???

    Trotzdem kann ein Wechsel der Immobilie durchaus auch Chancen eröffnen...nur wer bezahlt es dann???...Fußballstadien, Brückenstreit, Operette ect. aktivieren leider eine größere Lobby :-(...

    Ganz allgemein gefällt mir aber die Diskussion hier zu diesem Thema!...erstaunlich sachlich!

    Im übrigen spielt das Verkehrsmuseum und dessen Mitarbeiter bei der Planung und Durchführung des Dampfschifffestes in Dresden eine große Rolle...und ab diesem Jahr die Sächsische Dampfbahnroute...

    Gruß Micha

    3 Mal editiert, zuletzt von 99 572 (8. März 2013 um 14:00)

  • Schade, dass Marian meinen Beitrag nicht richtig verstanden hat oder verstehen wollte und jetzt in Details verfällt , die vom Thema abschweifen oder sich gar unberechtigterweise angegriffen fühlt.

    Als jemand, der mehrmals nach 1991 sowohl in Dreden-Klotzsche wie auch in der Herrenleite war, habe ich das Feldbahnmuseum als Argument herangezogen, um zu zeigen, dass Veränderungen möglich sind, auch dann, wenn ein Altstandort seitens eines Museums aufgegeben werden muss. So hat beispielsweise das Dresdner Feldbahnmuseum seinen Standort in Dresden räumen müssen, ein ähnlicher Vorgang kann dem dortigen Verkehrsmuseum drohen.
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    Zurück zum eigentlichen Thema:

    Ich würde es auch begrüßen, wenn an einem neuen Standort nicht ausschließlich der Bereich Schiene präsentiert würde, den der Name drückt ja schon aus, dass hier die Bereiche:

    - Schienenverkehr
    - Luftfahrt
    - Schifffahrt
    - Automobil
    - Fahrrad/ Motorrad
    - Fussgänger

    präsentiert werden sollten.

    Ferner erlaube ich mir folgende "Empfehlungen":

    1) Der Standort sollte in einer sächs. Großstadt mit mehr als 250 .000 Einwohner liegen, dazu zähle ich jetzt neben Dresden auch Leipzig und Chemnitz. Eine Verlagerung in ein "Dorf" würde evtl. in jenem Dorf für großen Jubel sorgen, aber der Besucherfrequentierung des Museums eher schaden.

    2) Der Standort sollte vom Hauptbahnhof der betreffenden Stadt entweder direkt , umsteigefrei per ÖPNV erreichbar sein oder max. 10 min Fussweg von einem Bahnhof entfernt sein, wo zumindest ein Taktverkehr herrscht.

    3) Eine Lage wie jetzt in der Innenstadt ist zwar reizvoll, aber nicht zwingend erforderlich
    (Das Technikmuseum in Berlin liegt nicht am Alex, Das Deutsche Museum in München nicht am Stachus)

    4) Ein Museum, wo auschließlich das Thema Schiene behandelt wird oder eben jener Bereich dominiert, verdient den Namen "Verkehrsmuseum " nicht. Natürlich wird an einem neuen Standort bspw. der Bereich Luftfahrt nicht mit einer Ju 52 oder Airbus A 300 repräsentiert werden können, aber Platz für einen Hubschrauber sollte schon vorhanden sein.

    5) Es gibt eine Reihe von Kriterien, wie Museen heutzutage von öffentlicher Hand gefördert werden. Eines dieser Kriterien ist die Verweilzeit der Besucher. Je mehr unterschiedliche Bereiche ich repräsentieren kann, desto länger "tummelt" sich der Besucher in den dortigen Räumen.
    Und damit meine ich nicht verschieden Eisenbahnbereiche, sondern die unterschiedlichen o.g. Verkehrsträger wie Luftfahrt, Automobil usw. .

    Aus eigener Erfahrung kann ich nur vor einer Einstellung warnen: Fatal wäre es, wenn die Verantwortlichen im Verkehrsmuseum den Auszug aus dem Johaneum auf den St. Nimmerleinstag verschieben sollten- denn dann kommt man unweigerlich in die Situation, dass man am Tag X nicht mehr agiert, sondern nur noch reagiert - und Dritte sämtliche Entscheidungen dem Museum von außen aufinstruieren.

    Soweit eine Sichtweise vom Niederrhein.

    Glück Auf!

    Martin

  • Das Problem "Hochwassergefahr" im Ostragehege ist auf jeden Fall ein Argument, was beachtet werden müßte, aber selbst das jetzige Verkehrsmuseum war ja wohl 2002 mit dabei... also das hätte wohl niemand so recht erwartet.

    Der Gedanke, ein künftiges neues Verkehrsmuseum auf dem Gelände des ehemaligen Leipziger Postbahnhofs zu errichten ist auch nicht schlecht und würde sich anbieten, da auch das Leipziger Straßenbahnmuseum in Zukunft im Depot Wittenberger Straße angesiedelt sein soll und die beiden Standorte nicht zu weit voneinander entfernt liegen.

    Dresden muß ja nicht zwingend Standort des Verkehrsmuseums bleiben, denn schließlich ging ja die erste deutsche Fernbahn von Leipzig aus... Gedankenspiele sind sicher erlaubt und in Dresden gibt es bekanntermaßen genügend "Nebenkriegsschauplätze"...

    Nur wie schon gesagt, "aussitzen" des Problems hilft hier garantiert nicht weiter und das sollte auch so erkannt werden, ehe es zu spät ist.

    V.G. Heberleinrolle

  • Für das Gelände am ehem. Leipziger Postbahnhof dürfte es mittlerweile auch zu spät sein: Areal am alten Postbahnhof in Leipzig-Schönefeld soll Gewerbegebiet werdenl

    Ich bleibe bei der Meinung, am aktuellen Standort ist das Verkehrsmuseum am besten aufgehoben. Lieber Klasse statt Masse. Kunst gibt es in der Innenstadt schon genug, nicht jeder Dresden-Touri will sich nur die Gemälde anschauen. Die Vielfalt macht es.

    Wer sich ein richtiges Verkehrsmuseum anschauen will und sich für Technik interessiert, da gibt es andere Alternativen in Deutschland. Aber da fährt man eben genau deswegen hin. Das Dresdner nimmt man eben mal so mit, wenn man da vor Ort ist.

  • tobtilo schrieb:

    Zitat

    Für das Gelände am ehem. Leipziger Postbahnhof dürfte es mittlerweile auch zu spät sein: Areal am alten Postbahnhof in Leipzig-Sc...egebiet werdenl

    oh, das wusste ich nicht :( , (dann nehme ich alles zurück, und behaupte das Gegenteil:-))

    wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein ... :frust: eigentlich wäre es der Idelae "Dresdenexterne" Standort gewesen.


    Gruß
    Parkeisenbahnamt

    Auch eine kleine Eisenbahn ist eine Eisenbahn.

  • Zitat

    wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein ...

    Wer zu spät kommt.....


    ... die Auswahl geeigneter historischer Gebäude wird nicht mehr.

  • [quote]Original von railfox


    Im Fall des Verkehrsmuseum verlief eigentlich vieles mehr als suboptimal:

    1) Ein von der Nutzungsgeschichte her völlig ungeeignetes Gebäude wurde nach dem 2. WK auf poltischem Geheiß zur Präsentierung von Großexponaten bestimmt.
    2) Eine räumliche Enge führte immer mehr zu Kompromissen in der Darstellung der Exponate, die den Ansprüchen von Schulkindern lange Zeit genügte, nach der Wende aber stets zunehmende "Schwächen" zeigte" (Stichwort: Vollgestopfte, übervolle Räumlichkeiten)
    3) Eine lange Zeit unklare "Eigentümersituation" nach der Wende führte zu "Verstarrungen" der Entscheidungsträger, zudem begann alsbald ein unschöner "Überlebenskampf", der dem Museum nicht gerade förderlich war.
    4) Spätestens mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche weckte das Johaneum "Begehrlichkeiten", die auf eine absehbare "Vertreibung" des Museum hinauslaufen würden.
    5) Die Gesamtgemeinde der ostdeutschen, oder besser: der sächsischen Eisenbahnfreunde hat es nicht verstanden, sich gemeinsam und beharrlich für die Zukunft dieses Museums einzusetzen. Während "man" eine sächs. I K nachgebaut hat oder im Erzgebirge der allerletzte säch. 750 mm-Wagenkasten aus irgendeinem Garten medienwirksam geborgen wird, geht in Dresden ein überregionales Technikmuseum scheinbar unbemerkt vor die Hunde.
    6) Die jeweiligen Führungen des Museums haben es nach 1990 nicht verstanden, ein schlüssiges Museumskonzept an einem neuen Standort in Dreden aufzustellen und es im "Rausch" der Wendezeit auch umzusetzen. Die Hallen des Bw Friedrichstadt oder das Raw Dresden wären m.E. eine der möglichen Alternativen gewesen.
    7) Das sture Festhalten am Johaneum, wo man sich erhoffte, einen Teil der Touri-Stöme, die sich vom Zwinger oder Schloss in Richtung Frauenkirche oder Elbdampfer quälen, für sich abzufangen, ging vmtl. teilweise auf, wird aber vmtl. aber zum "Rohrkrepierer" dieses Museums werden.


    Hallo Martin,

    auch wenn ich es gut finde, dass Dir die Zukunft des Verkehrsmuseums so am Herzen liegt, meine ich doch, dass Du in einigen Punkten etwas über das Ziel hinausschießt:

    Punkt 1:

    Wenn die schwerst kriegszerstörte Ruine des Johanneums nicht für das Verkehrsmuseum ausgesucht worden wäre, hätte dieses Gebäude das Schicksal vieler anderer Prachtbauten ereilt - den Totalabriss. Übrigens waren zu keiner Zeit nur Großexponate ausgestellt.

    Punkt 2:

    Die Ausstellung als nur für Schulkinder geignet gewesen zu sein zu bezeichnen halte ich gelinde gesagt schlicht für unwahr.

    Punkt 4:

    Ich bin selber Mitglied im Förderverein der Frauenkirche. Was sollen da für "Begehrlichkeiten" im Hinblick auf das Johanneum vorhanden sein? Sei mir nicht böse, aber die Frauenkirche in Zusammenhang mit dem VM zu stellen ist totaler Käse.

    Punkt 5:

    Hier vergleichst Du Äpfel mit Birnen. Du beleidigst alle diejenigen, die sich Leib und Seele für den Erhalt historischer Technik einsetzen (auch wenn es "nur" ein Wagenkasten ist).

    Punkt 7:

    Ich glaube nicht, dass nur die "Touri-Ströme" dafür verantwortlich sind, dass es auch gute Gründe für den Verbleib im Johanneum gibt. Das wurde in diesem Thread auch schon genug erläutert.

    Sei mir nicht böse, aber das musste ich einfach mal loswerden.

    Gruß Tobias

  • Hallo Tobias,

    vielen Dank für Deine Anmerkungen zu meinem Beitrag. Aber auch Deinen Zeilen muss ich entnehmen, dass Du die eigentlichen Zusammenhänge meines Beipieles nicht verstanden hast und Dinge aus dem Kontext reißt und somit meinen Sätzen einen neuen, falschen Sinn zu geben versuchst.

    1) Mag sein, dass das Johaneum ein weiteres Opfer der SED-Abrisswut geworden wäre, diese hätte aber eine spätere Rekonstruktion zu DDR-Zeiten und nach 1990 aber nicht per se ausgeschlossen. Oder hattest Du schon vor 1989 eine Glaskugel?

    2) Bei meinem Besuch 2000 waren die "Kompromisse" aufgrund der damals schon unbefriedigenden Raumsituation nicht zu übersehen. Aber das war nur eines von vielen Problemen, wie ich in einem Gespräch mit einer sehr netten Archivarin feststellen musste.
    Raumnot, Personalmangel, Geldmangel usw. führten damals u.a. dazu , dass Unterlagen (z.B. techn. Feldbahnlok-Zeichnungen) zum Lokomotivbau Karl Marx (LKM) auch 10 Jahre nach der Wende nicht eingesehen werden konnten.
    Andere Unterlagen, z.B. der in Dresden verwahrte Teil des Nachlass von Maximilian Hesse aus Dresden bzw. Krefeld war hervorragend verzeichnet und einsehbar.

    3) Zu Punkt 2 habe ich lediglich mitgeteilt, dass das Museum m. E. den Ansprüchen für Schulkinder vollauf genügte, den "museumspädagogischen" Ansprüchen von 2000 aber auf keinen Fall. Die angestaubte "DDR-Patina" hatte sicherlich für manche ihren Reiz, mich hat das nicht in allen Bereichen überzeugen können.

    4) Ich bin Dir nicht böse, denn nicht jeder kann sofort Texte verstehen und Zusammenhänge erkennen. Lese doch bitte noch mal meinen Punkt in Ruhe durch. Ich habe nicht explizit gesagt, dass die "Erbauer" oder "Betreiber" der Frauenkirche Begehrlichkeiten entwickeln, diese entstehen eher im Dresdner Rathaus oder im dortigen Landtag- also in der Politik.

    5) Nochmal, jetzt etwas undiplomatischer: Bei der Bergung eines vermoderten Wagenkasten wird nach meinen Erfahrungen im Freistaat Sachsen stets eine "Riesenshow" abgezogen und ein Riesenmedienfeuerwerk abgebrannt, zudem wochenlang in einschlägigen Foren dieses Ereignes bis zum Abwinken gefeiert.
    Ein solchen Einsatz der sächsischen EF und darüberhinaus wünsche ich mir auch zum Thema "Verkehrsmuseum Dresden", doch dazu höre und lese ich bislang jedoch verdammt wenig.(mit Ausnahme diese Threads natürlich)

    So, diese klärenden Worte mussten jetzt doch noch sein, denn Fehlinterpretationen und Wortklaubereien liegen mir fern und ich möchte diese auch nicht auf meine Aussagen angewandt sehen.

    In dem Sinne,

    Glück Auf!

    Martin

  • Hallo Martin,

    keine Angst, ich fühle mich weder angegriffen noch bin ich irgendwie vergnatzt, ich war nur ein wenig überascht und habe geschmunzelt, dass wir da zwischen zwei so prominenten Beispielen auftauchen. Viele Grüße,

    Marian.