Hallo
Ich möchte hier über einen Besuch bei der Parkeisenbahn von Lviv berichten.
Bei meiner Reise, im Sommer 2013, kam ich am 13.08.2013 nach Lemberg (Lviv). Ich quartierte mich dort im Hotel „Natalia“ ein, von wo aus ich am nächsten Morgen aufbrach, um die Parkeisenbahn von Lviv zu besuchen. Bild766
Die Kindereisenbahn, wie sie hier genannt wird, befindet sich im Süden der Stadt im Stryiski Park. Von Norden kommend erreichte ich über die Stryiska Straße den Bahnhof Sonjatschna, der auf der linken Straßenseite lag. Ich konnte jedoch nicht abbiegen. Das Problem war, daß man in der Straßenmitte eine doppelte Sperrlinie gezogen hatte. Diese wollte ich, aus Erfahrung, nicht überfahren. Ich wurde deswegen von der DAI (Verkehrspolizei) schon angeknurrt, man sieht sie ja vorher auch nicht. Also, um Ärger zu vermeiden fuhr ich weiter und der Weg wurde weit, bis ich eine Möglichkeit zum Wenden fand. Nach einem Umweg von geschätzten 3km konnte ich mein Motorrad vor dem Bahnhof Sonjatschna, was so viel wie Sonne heißt, abstellen. Bild767
Das Fahrdienstleiterbüro. Bild768
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Dienstwege für junge Eisenbahner und Arbeiter der Lviver Kindereisenbahn. Bild770
Überschrift: Sicherheit des Verkehrs auf den Bahngleisen, Unterschrift: Sicherheit beim Bahnverkehr und Rangieren Bild771, Nicht auf den Gleisen gehen Bild772
Das Streckenende im Bahnhof Sonjatschna. Bis 1975 konnte man hier noch 600m weiter fahren. Im Zuge des Straßenausbaus der Stryiska Straße, wurde aus dem Bahndamm ein Fußweg. Bild773
Eine von zwei Weichen, zum Umsetzen der Lok. Bild774
Hier geht der Blick in Richtung Ausfahrt, zum Bahnhof Parkowa, was soviel wie Park heißt. Bild775
Danach ging ich wieder zu meinem Motorrad, um zum anderen Bahnhof zu fahren. Hier zeigte sich ein Nachteil, wenn man mit einen Motorrad unterwegs ist. Man kann es nicht einfach mit dem Ganzen ungesicherten Gepäck irgendwo stehen lassen und weg gehen. Nachdem ich die doppelte Sperrlinie wieder weiträumig umfahren hatte, kam ich in die Ivana Franka Straße. Da es etwas lästig ist, mit dem Gepäck auf und nur einem Kickstarter am Motorrad, alle einhundert Meter anzuhalten, habe ich die nächsten drei Bilder nicht fotografiert, ersatzweise muß ich sie nun aus „Google Street View“ zeigen. Das Erste zeigt eine Brücke über die der Zug fährt. Bild776
Dann habe ich gestaunt. Man hatte in den Park ein Hotel gebaut. Das Hotel “Delice“, der oberen Preisklasse. Die Parkbahn kreuzt jede Zufahrt zu dem Hotel! An den Zufahrten dazu gibt es jeweils eine elektrische Schranke. Es wäre hier interessant zu erfahren, wie das Schließen und Öffnen der Schranken geregelt ist und veranlasst wird. Bild777
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An der Bahnhofseinfahrt des Bahnhofs Parkowa. Der Blick geht hier in Richtung Strecke. Interessant, obwohl es Mittwoch war, also ein Ruhetag, leuchtete ein Ausfahrsignal. Später war es dann dunkel, jemand von der Bahn muß da gewesen sein. Jedoch machte mir keiner der Anwesenden den Eindruck als ob er dazugehörte. Bild779
Selber Standpunkt, andere Seite. Bild780
Die vier Pafawag-Wagen der Bahn. Der Zug heißt „Viterez“, was soviel wie Brise (leichter Wind) heißt. Bild781
Die Kasa, die Kasse. Hier gibt es die Fahrkarten und Informationen. Die einfache Fahrt kostet für einen Erwachsenen 6 Griwna 0,60€ und für ein Kind 3 Griwna 0,30€. Bild782, Bild783
Der Fahrplan von Parkowa. Zug 201 fährt um 11:30 ab und ist um 11:35 in Sonjatschna. Dort hat er 10 Minuten Aufenthalt, usw. Auf dem anderen Zettel stehen die Monate, in denen gefahren wird. Im Mai und im September wird nur sonntags gefahren. Juni, Juli, August wird freitags, samstags und sonntags gefahren. Bild784, Bild785
Blick in einen Pafawag-Wagen. Die Sitze sind nummeriert. Bild786, Bild787
Mein Rundgang geht weiter. Über das andere Streckenende gehe ich zum Depot. Bild 788
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Das Depot wurde Anfang der 1960er Jahre erbaut. Bild791
Ich hatte vorher noch nie solche Schmalspurlokomotiven gesehen und war beim Anblick durch das Fenster zunächst überwältigt von der Größe der Lokomotive, für eine Parkeisenbahn hatte ich so eine Größe nicht erwartet. Da geschlossen war, konnte ich die Lokomotiven nur durch die doppelt verglasten und dreckigen Fenster fotografieren. Die TU3-039. Bild792
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Auf diesem Gleis stand einmal TU3-040, diese ist heute verschrottet. Bild795
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TU2-087 Bild797
In diesem Film gibt es eine Führung durch TU3-039, läuft 5 min.
http://www.youtube.com/watch?v=c2N-WXd3ZYQ
Für den Interessierten, dieser Link beschäftigt sich mit der Baureihe TU3. Hier gibt es auch ein Bild von der entgleisten 039 vor ihrer Zeit bei der Parkbahn.
http://narrow.parovoz.com/Tu3.html
An der Rückseite des Depots befindet sich eine Bibliothek. Bild798
Bild799
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Die Anschriften, für die Statistiker. Bild801
Ein Film über die Bahn zur 61. Saison. 2:11min
http://www.youtube.com/watch?v=LLZDjD4Bd_g
Damit endete mein Besuch bei der Kindereisenbahn von Lviv.
Bevor ich zur Geschichte der Bahn komme, möchte ich mit dieser Einleitung zu einem Link, noch das Wesen einer Kindereisenbahn vorstellen, daß was eine solche Eisenbahn ausmacht, so wie es die Bilder darin auch aufzeigen.
Das Wort Kindereisenbahn trifft es eigentlich nicht richtig, denn diese Bahn, überläßt man Kindern nicht zum Spielen und sinnlos „rum Dahlen“.
Vielmehr überträgt man mit dieser Eisenbahn, Jugendlichen eine verantwortungsvolle Aufgabe, bei der man Sie unter Anleitung und Aufsicht, nach geltenden Vorschriften, eigenständig handeln lässt. Jugendliche wollen solche Herausforderungen. Deshalb sind Sie hier, gewissenhaft, mit Ernst und Eifer, selbstbewußt, mit einem Ihnen gebührenden Stolz, dabei. Sie übernehmen innerhalb der Bahn, in allen Bereichen, Positionen, vom Fahrkartenverkäufer, bis zu einem von den Jugendlichen
gewählten Vorsitzenden, jetzt 2013/14 ist es Olja Ochrimtschuk.
Es wird ein Wettbewerb geführt, wer auf welchem Posten sich am besten bewährt.
Es ist also eigentlich eine Ausbildungseisenbahn, um Jugendliche zu verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen.
Die Jugendlichen betreiben dabei eine Parkeisenbahn, die Menschen, zu deren Vergnügen, befördert.
An den Bildern sieht man auch, daß es nicht nur um Eisenbahn geht. Es werden Ausflüge gemacht, man trifft sich mit „Kollegen“, Jugendlichen von anderen Eisenbahnen. Man ist sportlich aktiv, wie es im Text steht, bei Fußball, Tennis, Schach und Damme. Und man sieht auf den Bildern, den Stolz der Kinder, ein Eisenbahner zu sein. Ein Stolz, den ich zuletzt auch bei uns, beim 23. Internationalen Feldbahntreffen, bei der Chemnitzer Parkeisenbahn unter den Jugendlichen festgestellt habe. Wo auch der Kleinste selbstbewußt, in seiner Uniform, mit einem Bauchladen durch die Besucher marschierte und Souvenirs verkaufte. Dort traf ich auch einen Schaffner, von der DB, er sagte mir, er ist seit 1983 dabei, erst als Pioniereisenbahner und jetzt im Förderverein. Das alles ist daß, was diese Parkbahnen so wertvoll macht. Auch wenn ihre Fahrzeuge eher den Vorstellungen ihrer Betreiber und den geltenden Vorschriften entsprechen, als den möglichst original getreu restaurierten und erhaltenen Fahrzeugen einer Museumseisenbahn.
Die Bilder in diesem Link zeigen nicht nur die Fahrzeuge der Bahn, sondern auch das Beschriebene.
http://vk.com/club55211464?z=albums-55211464
http://kokhano.livejournal.com/6040.html
Nun noch kurz etwas zur Geschichte der Bahn.
Nachdem die Bahn, auf einem zumindest teilweise vorhandenen Gleiskörper, errichtet worden war, eröffnet man sie mit einer Länge von 1850 Metern und drei Bahnhöfen am 8.11.1951.
Die Bahnhöfe hießen Komsomoskaja, der Komsomol war eine Jugendorganisation, Detskii Gorodok, Kinder-Städtchen und Pionerskaja, Pionier. Bei den Pionieren waren die Jüngsten organisiert, bevor man dann zum Komsomol wurde.
Der Fahrzeugpark bestand aus der Dampflokomotive K tsch 4-027 und einigen Person und Güterwagen. Die Spur dieser Lok verliert sich in den 1960er Jahren.
In der Zeit bis 1957 kam noch eine zweite Dampflok K p 4-423 hinzu. Diese war bis 1973 vorhanden.
Um 1960/61 bekam man eine Diesellok vom Typ TU2m (nicht TU2). Diese Lok basierte technisch auf dem Lkw MAZ-200. Man lehnte sie ab, da sie erhebliche körperliche Kräfte des Bedieners voraussetzte, zu denen Jugendliche, die hier unter direkter Aufsicht fahren, nicht fähig sind. (4 Gang Schaltgetriebe)
1961 kam die Diesellok TU2-087 von einer Schmalspurbahn aus dem Ural.
Nach 1960 wird in Komsomolskaja das Depot gebaut.
Um 1970 kamen die Lokomotiven TU3-039 und TU3-040 sowie 8 Pafawag Wagen zu der Bahn. Aus den 8 Wagen wurden 2 Züge gebildet, die die Namen „Orljatko“ kleiner Adler und „Viterez“ Brise erhielten.
1976 wurde die Stryiska Straße umgebaut und dabei der parallel verlaufende Teil der Strecke abgebaut. Dabei wurde der Bahnhof Detskii Gorodok in Pionerskaja umbenannt.
Links sieht man den Zustand vor 1976 und rechts den Zustand danach.
Um 1990, nach dem politischen Umbruch in Sowjetunion werden die Bahnhöfe umbenannt. Aus Pionerskaja wird Sonjatschna und aus Komsomolskaja wird Parkowa.
1998 wird TU3-040 abgeschrieben und in den nächsten Jahren verschrottet.
Die Anlage wird von Vandalen heimgesucht, es gibt Finanzierungs- und andere Probleme. Wie man hier nachlesen kann. http://railway.lviv.ua/info/press-cen…e/2009/may/262/
Die Angaben zur Geschichte und die zwei Bilder habe ich diesem Link entnommen. http://railways.id.ru/towns/lvov/index.html
Diese alten Bilder stammt von dieser Seite. http://www.lvivcenter.org/uk/uid/search/…%D1%96&pageno=1
Der Eröffnungszug am 8.11.1951
Der Bahnhof Detskii Gorodok, Kinder-Städtchen, heute Sonjatschna.
Hier gibt es noch weitere Bilder aus der Anfangszeit, einfach nach rechts weiter blättern.
http://railways.id.ru/towns/lvov/foto1.html
Zum Schluß, hänge ich noch drei Bilder, von einer elektrisch betriebene Straßen-Feld-bahn in Lemberg, an.
Diese Strecke ist nicht stillgelegt, hier gibt es regelmäßigen Verkehr auf der Schiene. Bild802
Dann habe ich noch diesen „Bremsbuckel“ entdeckt. Bild803
Nein, die Magnetschienenbremse ist nicht abgesenkt. Bild804
Grüße Jörg